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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

[ver]stummte. Zum Glük, gleich als wenn er den Stein bemerkt hätte, der mein Herz so gewaltig preßte, begann er selbst gerade in diesem Augenblik: „Nach wenigen Tagen, sagte er, wenn’s dir so nicht mißfällig ist, will ich Kraften von Schmidelfeld zu deinem Vater schiken, daß er in meinen Namen um dich werbe; giebt er ihm sein Wort: so wollen wir gleich nach der Erndte Hochzeit machen. –“ Ja das war mir freilich recht. Ich war so erfreut darüber, und es wurde mir plötzlich so frei und leicht ums Herz, daß ich mich nicht enthalten konnte, ihm unverholen zu sagen: Je bälder, Kunz! je lieber! – Das mocht’ ihm aber auch gefallen; denn er küßte mich darüber recht ungestümm auf den Mund, – der erste Kuß, den ich in meinem Leben von einem Mann empfangen habe. Ich schämte mich darob, und schob ihn zurük, ob es mir wohl gar süß und lieblich dauchte, von ihm geküßt zu werden.

Am vierten Tage sehr früh sahen wir meinen Vater mit den Knappen gegen die Burg anreiten. Wir giengen ihnen unter das

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/32&oldid=- (Version vom 31.7.2018)