Seite:Bertha von Woellstein.djvu/41

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

die dürftigste Bettelhütte bezogen; aber ohne ihn ist mir aller Reichthum, aller Pracht, und alles Wohlleben, eitel Greuel und Gestank.

Mein Vater saß gestern Abends drausen unter der Eiche, und ich goß die Pflanzen in meinem Gärtchen neben des Brüke. Die langwührige Dürre hatte sie welken gemacht, und traurig standen sie alle, und auf die Erde gesenkt. Ihr Anblik machte mich so schwehrmüthig, daß ich weinen mußte, und es war mir so eng um die Brust, als befürchtete ich etwas Böses. Plötzlich kam Oswald und rief über den Zaun herein: „gleich soll Fräulein Bertha zum gnadigen Herrn unter die Eiche kommen!“ Ich erschrak und eilte. „Was ist euer Wille, lieber Vater!“ sprach ich ängstlich, „daß du dich, erwiederte er, hier an meine Seite setzest.“ Er hatte den hölzernen Becher in der Hand, den ihm ein Einsiedler bei dem heiligen Grabe geschenkt hat, und trank Wein. Er sah’ so finster und so nachdenkend aus, wie ich ihn nie zu sehen gewohnt bin, als wenn er jemanden etwas

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)