Seite:Bertha von Woellstein.djvu/56

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

einem Knechte bei ihm, der wohl Jörg von Hirnheim gewesen seyn mochte.“ Nun war das Räthsel gelößt. Zwar kann Jörg von meiner Liebe zu Kunzen kaum etwas sicheres wissen, aber weil er ihn haßt, aus Neid, und mich, weil ich einst seine Liebe verschmäht habe, so nahm er von der Burghut Veranlassung, um uns beide bei meinem Vater zu verläumden. Gott wolle es ihm vergeben!

Die Nacht durch hab’ ich viel gelitten. Es kam kein Schlaf in meine Augen. Doch gab mir Gott die Gnade, daß ich wieder beten konnte. Auch bin ich itzt ein wenig ruhiger, und unterwerf mich meinem harten Loos, da ich ihm nicht mehr entrinnen kann. Ich wünsche allen – und besonders Kunzen und dir – allen, die ich in der Welt hinterlasse, Segen und Glük, und alles Gut’s. Mög’ es Kunzen wohl gehen, und – doch ach! zu einem andern Weibe kann ich ihm unmöglich Glük wünschen. Vielleicht aber sterb ich bald; ich kann meinen Kummer sehr lange nicht ertragen. Sage dann, liebe Mechthilde! sage dann Kunzen, daß ich

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)