Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 873.jpg

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Besten der Gemeindekasse, die daraus 1200 M. bezieht, verkauft. Doch bekommt jeder Bürger zum Neubau eines Hauses 4600’, zu einer Scheune 2395’ Stammholz. Die Weide wird von Fremden befahren. Sie trägt der Gemeinde 1300 M., die Pferchnutzung 300 M. Die Rindviehzucht ist sehr gepflegt. Fremde Schäfer lassen auf der Markung ca. 220 Schafe, rauhe Bastarde, Sommer und Winter laufen. Die Schweinemästung wird eifrig betrieben.


Alterthümer. In einer Sandgrube in der Au fanden sich neben dem Auweg ca. 11,40 Meter tief Knochentheile eines Elephas primigenius (Mammuth), ein Zahn des nordischen wollhaarigen Rhinoceros tichorhinus. Über die Grabhügel s. allg. Theil. Auf der Flur „Berg“ fand man 13 Schlüssel von alterthümlicher Form unter einem runden Stein versteckt und Hacken, wie zur Ersteigung einer Burg. Von früheren Münzfunden ist nichts mehr vorhanden. Auf der Flur „Leber“ gruben vor 70 Jahren die Schulknaben eine Menge Gewehrkugeln aus, die wohl aus dem 30jährigen Kriege stammen. Im obern Aulein stand ein Weiler, zu dem die Antoniuskapelle gehörte, um welche her ein Gottesacker gewesen zu sein scheint, da beim Straßenbau dort eine Menge Gebeine gefunden wurden. Ein Rest dieses Weilers war die Scheune, welche auf der Scheuerles-Wiese stand. Der Weiler ist ziemlich sicher Ruthardsdorf s. unten. Die Markung berührt die hohe Straße, auch Römerstraße genannt. Dieselbe hat beiderseits wallartige Erhöhungen. An alten Steigen sind zu erwähnen die Metzgersteige, auf welcher die Kocherthaler Metzger verkehrten, nach Crispenhofen, die Bergsteige zur Flur „Berg“ und von da zum Ruhbaum, das Aspensteigle nach dem abgegangenen Ort Aspen bei Forchtenberg, die Knocksteige nach Schleierhof über den Knock, die Östersteige über den Österberg nach Aschhausen, die Kreuzsteige zur Flur Greut.

Im untern Dorf befindet sich ein Rest einer alten Burg, die Bürg genannt, mit der Mauer und einem Thor, das jetzt Kellerthor ist. Auf der Grenze zwischen der Flur Hag und Stein unmittelbar an einer steilen Felswand über der Jagst steht noch ein Gemäuer 6’ hoch und 40’ lang und 30’ breit. Es fanden sich noch steinerne Staffeln. Von der Burg nach der Ruine im Hag oder dem Schloß im Stein, wie das Volk die Ruine nennt, läßt die Sage einen unterirdischen Gang gehen. Die Burg ist ohne Zweifel der Burgstall von W., den die

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 873. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_873.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)