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Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172

Kinder verriethen den Geist friedlicher Lebendigkeit und hatten ein frohes, zutrauliches Wesen.

An Lehrmitteln fand ich für den Blindenunterricht zum Lesen: Buchstaben aus Holzstäben im vergrößerten Maßstabe, Setzkasten mit Klötzchen, zum Einschieben in Falzleisten, auf einem Brettchen. Die Buchstaben auf den Klötzen sind aufgeleimte Stachelschrift; gestochene Blätter und Bücher; zweierlei Maschinen zum Stechen, die eine mit einem Hebelarm zum Drucke auf die Typen versehen, und es läßt sich der Hebelarm auf einer eisernen Stange hin und herschieben. Die Stechbuchstaben sind theils aus Drath auf hölzerne Klötzchen eingesetzt, theils aus Eisen verfertigt; die letztern haben die Form des Buchstabens von außen und ein rundes Heft. Zum Schreiben, das die Behörde noch verlangt, sind die Buchstaben auf Brettchen vertieft eingeschnitten, auch auf Pappe mit Wiener Masse erhöht und groß geschrieben. Das Schreiben geschieht anfangs auf Schiefertafeln mit eingegrabenen Linien, später mit Bleistift auf einer Schreibrahme, wo die Linien durch aufgeleimte Bindfaden bezeichnet sind. Auch waren noch andere Schreibmaschinen vorräthig. Zur Naturbeschreibung sind Thiere aus Holz geschnitzt ohne Fußgestelle, ausgebälgte Vögel, einige Insecten, Muscheln und Mineralien, deßgleichen eine Samen- und Früchtesammlung. Zugleich mit zur Formlehre dient eine Sammlung von Holzklötzchen, Kugeln und Würfeln von verschiedenen Holzarten und Metallen, theils von gleicher, theils von verschiedener Größe. Zur eigentlichen Geometrie sind Figuren auf Papptafeln gestochen, und Körper aus Pappe verfertigt. Für die Geographie sind zwei kleine Globen halb erhöht und recht deutlich, so wie eine dreifache Karte von Würtemberg im Gebrauche. Die eine Karte von Würtemberg enthält alle 64 Oberämter (die Namen in den Raum eingestochen), eine zweite zeigt die vier Kreise und die Flüsse; die Gränzen sind hier gleichsam gestrichelt (was mir aber undeutlich erschien). Auf der dritten Karte sind nur die vier Kreise, und in denselben mit gestochener Schrift die Zahl der Oberämter, der Flächenraum,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Blinden-_und_Taubstummenanstalt_Gm%C3%BCnd.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)