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Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172

die Einwohner, Städte, Marktflecken, Dörfer, Weiler, Höfe und Schlösser eines jeden angegeben. Andere Karten sind nicht im Gebrauch. Zur Geschichte sind zwei Tabellen für die würtembergische und eine für die allgemeine Geschichte vorhanden. Bilder aus Eisenguß üben den Tastsinn, eben so eine Sammlung verschiedener Stoffe in einer Schachtel. Zum Rechnen dient die Saunderson’sche Rechentafel. An Handarbeiten betrieben die Blinden des Instituts das Strohzopfflechten und Teppichmachen aus diesen, das Flechten von Winterschuhen aus Tuchkanten, und das Mädchen die Strickerei. – Der Musikunterricht, den Hr. Lehrer Oswald den Blinden ertheilt, besteht für alle nur in der Unterweisung auf dem Clavier, weil man hier, wie in Linz, durch den übrigen Instrumentalunterricht wandernde blinde Musikanten zu bilden fürchtet, und dieß gern verhüten will. – Der Schulunterricht für die Blinden, welchem ich beiwohnte, wurde so gut ertheilt, als dieses von einem nicht untüchtigen Lehrer, der aber erst vor kurzem eingetreten und daher noch Neuling in seinem besondern Fache ist, nur möglich war. Die Blindenanstalt ist hier leider nur ein Anhängsel der Taubstummenanstalt, und wenn auch in ökonomischer und disciplinarischer Beziehung die Vereinigung sich nicht bloß rechtfertigen läßt, sondern sogar Vortheile gewährt, so kann dieses doch keinesweges in Hinsicht des Unterrichtes behauptet werden, namentlich so lange jedes Jahr der Lehrer für die Blinden wechselt, und so lange man genöthigt ist die jungen Männer, welche hier den Taubstummenunterricht erlernen sollen, gleichsam für den Blindenunterricht zu mißbrauchen. Der würdige Jäger verkennt dieses nachtheilige Verhältniß keinesweges und wünscht ernstlich, die Unterweisung und Erziehung seiner Blinden einem Lehrer ausschließlich und auf die Dauer übergeben zu können, wozu indeß neue Bewilligungen von Seite des Staates erforderlich sind, so wie bei einer Vermehrung der Blinden der Raum wohl auch nicht zureichen würde. Das Gebäude von sieben Fenstern Front begreift ein Parterre und zwei Stockwerke, nebst einem angebauten Flügel. Im Parterre

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Knie: Blinden- und Taubstummenanstalt Gmünd. In: Pädagogische Reise durch Deutschland im Sommer 1835, S. 162–172. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Blinden-_und_Taubstummenanstalt_Gm%C3%BCnd.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)