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Die winzige Schaar jener kleinen, scheinbar so willkürlich gebildeten Zeichen, deren wir uns als Buchstaben beim Schreiben bedienen, darf sich mit Recht eines altersgrauen Ursprungs und einer ganz wunderbaren Vergangenheit rühmen. Wir wollen an diesem Orte nicht hinweisen auf ihre hohe Bedeutung als Vorläufer und Träger der Gesittung und Bildung der Völker, nicht hervorheben ihre weder vom Raum noch von der Zeit beschränkte Dienstbarkeit für die unendliche Zahl menschlicher Zwecke, mit einem Worte, wir wollen nicht ihre geschichtliche Bedeutung untersuchen, sondern, soweit dies innerhalb der Grenzen unseres heutigen Wissens überhaupt möglich ist, ihre Entstehung und ihre Entwickelung verfolgen, wie sie im Laufe von Jahrtausenden in vorhistorischer Zeit stufenweise vor sich gegangen ist, von den rohsten Anfängen ausgehend und sich allmählig zu jenen einfachen, von uns mit dem Namen der Buchstaben bezeichneten Gestalten vervollkommnend.

Denn man würde gewaltig irren, wollte man von vorn herein annehmen, daß jene uns so geläufige Schaar von Zeichen mit einem Male zur Welt gekommen sei, etwa so wie der Sage nach, die Göttin der Weisheit Athene aus dem Haupte des Zeus entsprungen ist. Im Gegentheil war ihre

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Heinrich Brugsch: Ueber Bildung und Entwicklung der Schrift. C. G. Lüderitz’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1868, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brugsch_Bildung_Entwicklung_Schrift_1868.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)