Seite:Central-Commission Jahrbuch 03 Die Kirche des ehem. cisterzienser Nonnenkloster Porta Coeli zu Tisnowic.pdf/003

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252 J. E. Wocel.


den Stiftungsbrief entwerfen und bereicherte das Kloster, welches nach dem ausdrücklichen Wunsche der Stifterin Porta coeli, die Himmelspforte, genannt wurde, mit zahlreichen Gütern. Eine bedeutsame Thatsache ist es, dass alle Glieder der königlichen Familie Přemysl Otakar’s I. durch hohe sittliche Würde und tiefe Frömmigkeit sich auszeichneten. Hier ist nicht der Ort, den Charakter der Töchter Otakar’s, der holden und frommen Dänenkönigin Dagmar[1] und der Gemahlin Herzog Heinrich’s des Frommen von Breslau, Anna, zu schil­dern und sich in die Darstellung der Schicksale einer dritten Tochter desselben Königs, Na­mens Wilhelmine[2], die als ein Muster von Tugend und Frömmigkeit zu Mailand starb, einzulassen; hervorgehoben muss aber werden, weil es in nächster Verbindung mit dem Gegenstande der vorliegenden Darstellung erscheint, dass sowohl Přemysl Otakar’s älterer Sohn und Thronerbe Wenzel, als auch dessen zweiter Sohn, der mährische Markgraf Pře­mysl, vor Allen aber des Böhmenkönigs Tochter Agnes ihren edlen Christensinn durch zahlreiche fromme Stiftungen thatsächlich beurkundeten. Die fromme Agnes erhielt von ihrem königlichen Bruder bedeutende Landgüter, die sie zur Gründung eines Franciscanerklosters und eines zweiten Ordenshauses zu Prag, in welches die Clarissinnen eingeführt wurden, ver­wendete. Agnes wurde im J. 1234 die erste Äbtissin des von ihr gegründeten Frauenklosters.

Nahe bei einander am Altstädter Moldauufer erhoben sich die Ordenshäuser und nicht fern von denselben, bei der Kirche des heil. Petrus, ward das von Agnes gegründete und von ihrer Mutter Constantia reich dotirte Spital des heil. Franciscus für Arme und Kranke aufgeführt. Markgraf Přemysl hatte seiner Schwester Agnes das Dorf Rakšic in Mähren sammt den dazu gehörigen Gütern geschenkt und übertrug diese Schenkung, dem Wunsche seiner Schwester, die im Begriffe war den Schleier zu nehmen, entsprechend, dem Hospitale zu St. Franciscus, zum Nutzen und Frommen der daselbst verpflegten Hilfsbedürftigen[3].

Diese Andeutungen, deren Anzahl durch Citate aus den gleichzeitigen Urkunden bedeutend vermehrt werden könnte, gewähren den Beweis, dass die Königin Witwe Constantia, ihre Söhne König Wenzel I., Markgraf Přemysl und die Schwester der letztern, Agnes, nicht blos durch Familienbande, sondern auch durch das Band opferwilliger Christenliebe auf das Innigste an einander geknüpft waren. König Wenzel und Markgraf Přemysl waren nicht nur die Gründer und Förderer zahlreicher frommer Stiftungen, sondern boten auch ihrer Mutter und der geliebten Schwester in reicher Fülle die Mittel zur Aufführung und Dotirung von Klöstern, Armenhäusern und Kirchen dar. So knüpft sich auch an die Abteikirche zu Tišnowic die Erinnerung an die Gründer derselben: Constantia, König Wenzel I. und den Markgrafen Přemysl, und auch die Mitwirkung der frommen Agnes an diesem Werke darf kaum bezweifelt werden, wenn man den Einfluss, den die gottbegeisterte Jungfrau auf die Glieder der


rothen Sterne übergeben ward. Der Wohnsitz der Kreuzherren wurde aber bald darauf (1237) in die Nähe der Brücke übertragen, wo das Kloster bis auf den heutigen Tag in segensreicher Blüthe besteht. — Dass Tišnow (Thusnou) und Březina (Brezni, Brezie) früher Eigenthum des Johanniter-Ordens waren, erhellt aus den beiden Bestätigungs-Urkunden vom Jahre 1168 und 1214. Boczek, Codex Morav. I, 281, II, 76.
  1. Annaler for Nordisk oldkyndighed, Jahrg. 1842–1843; Dronning Dagmar, af N. M. Petersen. – Meine Abhandlung: Královna Dagmar im Časopis česk. Mus. 1846.Frederik Schiern, Om Dronning Dagmar. Kjobenhavn 1854.
  2. Palacky’s italienische Reise im Jahre 1837, in den Abhandlungen der königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaft. V. Folge, Band I.
  3. Villam Raksice nomine, in nostro marchionatu sitam, cum omnibus appendiciis suis, quae retroactis temporibus dederamus illustri sorori nostrae Agneti virgini, quae se deo statuit dicare, ex ejus petitione contulimus hospitali ab ea fundato Pragae, ad usus pauperum ibi commorantium necessarios. Boczek II, 269. Erben 401.