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Die Kirche des ehemaligen Cistercienser Nonnenklosters Porta coeli. 253


königlichen Familie, insbesondere aber auf ihren Bruder König Wenzel übte, in Betracht zieht[1]. Ein Denkmal der frommen Königstochter Agnes hat sich, leider im verwahrlosten und unwürdigen Zustande, bis auf unsere Zeit in Prag erhalten. Es ist die von Agnes im Jahre 1233 gegründete Kirche des Klosters der Clarissinnen, welche in späterer Zeit nach dem Namen ihrer Gründerin die Kirche der heil. Agnes genannt ward.

Nach dieser durch das Wesen unseres Gegenstandes gebotenen Abschweifung wenden wir uns zur Geschichte der Abtei Porta coeli. Im Jahre 1238 (zu Prag am 4. April) bestä­tigte König Wenzel feierlich alle dem Kloster Tišnowic gewidmeten Schenkungen. Aus dem Wortlaute dieser Bestätigungsurkunde, deren Original sich im k. k. Hof- und Staatsarchive zu Wien befindet, geht hervor, dass Constantia damals mit unermüdetem Eifer bemüht war ihr grossartiges Werk der Vollendung zuzuführen[2]. Papst Gregor IX. nahm im Jahre 1238 das Kloster feierlich in den Schutz der Kirche und verlieh allen jenen, die, wenn das Gottes­haus vollendet sein würde, der Einweihung desselben andächtig beiwohnen sollten, einen vierzigtägigen Ablass (monasterium cum consumatum fuerit consecrari, largiens indulgentias XL dierum iis, qui in die dedicationis ejusdem ecclesiae ad illam cum devotione accesserint)[3]. Übrigens ersuchte der Papst in demselben Schreiben den König von Böhmen, alle die zum Dedicationsfeste reisen würden, durch vier Wochen vor und eben so viele nach dem Feste von Mauthgebühren zu befreien. Das päpstliche Schreiben ist vom 5. November 1238; da nun damals nach dem Wortlaute der Urkunde der Klosterbau noch nicht gänzlich vollendet war, so mochte die feierliche Einweihung der Kirche und Abtei wahrscheinlich im Anfange des folgenden Jahres stattgefunden haben. Dass aber im Jahre 1239 die Kirche und das Kloster nicht nur völlig ausgebaut und eingeweiht, sondern auch von den Ordensfrauen in Besitz genommen war, erhellt aus der Urkunde des Olmützer Bischofes Robert vom J. 1239, in welcher derselbe das von der Königin dem Tišnowicer Kloster verliehene Pfarrpatronat der St. Wenzelskirche in der Stadt Tišnowic demselben Kloster Porta coeli, welches für die daselbst Gott dienenden Nonnen des Cistercienserordens erbaut wurde, bestätigt[4].

Böhmens Geschichte berichtet zwar, dass die Eintracht zwischen König Wenzel und seinem Bruder dem Markgrafen Přemysl zweimal durch politische Ereignisse gestört wurde und in offenen Zwist ausartete; beide Male ward aber das gute Einvernehmen unter den Brü­dern, zumeist durch den versöhnenden Einfluss ihrer edlen Mutter, wieder hergestellt. Als im Jahre 1239 Markgraf Přemysl von der Erde geschieden war, wurden seine irdischen Reste


  1. Ein merkwürdiges Zeugniss dafür gewährt König Wenzel’s Brief an den Papst Gregor IX., in welchem er demselben für die Gunst, die er seiner Schwester Agnes erwiesen, dankt und den Wunsch ausspricht, die ferneren Bitten derselben zu erhören. „Nec mirum“, sind die Worte des Königs, „quoniam eam, ut verum fatear, sicut conjugem et liberos et universa bona diligo cunctisque mortalibus praefero in affectu“. Das Original des Schreibens in Tabular. Vatic. Erb. Regesta 429.
  2. Universis duximus declarandum, quoniam una cum fratre nostro Premizl, illustri marchione Moraviae, ad pias preces dominae ac matris nostrae Constantiae, inclitae reginae Boemorum, pro fundando monasterio monialium grisei ordinis in loco, qui Tusnowiz dicitur, Brunensis districtus, cum devotione ac benivolentia toto animo inclinati, tam laudabili intentioni favorabilem exhibuimus ac benignum hilari liberalitate consensum, id principaliter intuentes, quoniam praetaxata domina mater nostra sumptibus largitissimis in ipsis claustralibus aedificiis sine intermissione laborat ad consumationem operis inchoati etc. Erb. 437.
  3. Boczek II, 349. Erben 445.
  4. R. (Robertus) episcopus Olomucensis – – Noverit etc. quod nos ad petitionem illustris regis Boemiae Wenzezlai et fratris sui Premizl, illustris marchionis Moraviae, nec non et serenissimae dominae nostrae reginae Constantiae confirmavimus jus patronatus in ecclesia S. Wenzezlai in Tusnowiz monasterio, quod vocatur Porta coeli, ibidem constructo, ad usus monialium ordinis Cisterciensis domino inibi servientium, cum omnibus suis appendiciis etc. etc. – Copia ex orig. archivi Tusnovic. sumta in Mus. Boh. Erb. 450.