Seite:Central-Commission Jahrbuch 03 Die Kirche des ehem. cisterzienser Nonnenkloster Porta Coeli zu Tisnowic.pdf/005

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254 J. E. Wocel.


in der Kirche zu Tišnowic, deren Mitbegründer er gewesen, bestattet, und König Wenzel brachte als Opfer für das Seelenheil seines dort ruhenden Bruders dem Kloster eine reiche Schenkung dar, nämlich, die Landesstrecke Krnow, einen Theil des Jägerndorfer Bezirkes in Schlesien[1]. Constantia war noch auf ihrem Todtenbette ihrer theuern Porta coeli eingedenk, indem sie das Habe des Tišnower Klosters durch das Gut Komyn, welches sie von Dionys von Diwišow, dem Ahnherrn der Sternberge, erkauft, vermehrte. Diese Schenkungsurkunde, in der Constantia sich quondam Boemiae regina, nunc vero humilis ancilla Jesu Christi nennt, wurde am 5. December 1240 ausgestellt[2], und zwei Tage darauf widmete König Wenzel, durch den Tod der Mutter tief erschüttert, zum Andenken an die theure Hingeschiedene der „Himmelspforte“ eine grosse Opferspende durch die Verleihung des Patronats der reichen Kirche St. Peter (der gegenwärtigen Domkirche) zu Brünn und der Pfarren zu Budwic und Biteš[3]. In derselben Urkunde bestätigte ferner der König dem Kloster alle die zahlreichen Schenkungen Constantia’s und Přemysl’s auf das Feierlichste.

Constantia hatte häufig Tišnowic besucht und zeitweilig dort ihren Wohnsitz aufgeschlagen, wie aus mehreren von ihr daselbst ausgestellten Urkunden erhellet. Dieselbe wählte auch, wie aus der angeführten Urkunde ihres Sohnes Königs Wenzel ersichtlich ist, die Porta coeli zu ihrer Ruhestätte und ward in der Stiftskirche an der Seite ihres früher hingeschiedenen Sohnes Přemysl begraben[4]. Wahrscheinlich starb Königin Constantia zu Tišnowic und ihr Sohn König Wenzel stand an ihrem Todtenlager; denn sonst liesse sich die rasche Aufeinanderfolge der letzten Schenkung der Königin vom 5. December (ohne Angabe des Ortes der Ausfertigung) und der von ihrem Sohne zu Tišnowic am 7. December ausgestellten Urkunde, worin derselbe seinen Schmerz über das Hinscheiden der geliebten Mutter ausdrückt und die Lieblingsstiftung und Begräbnissstätte Constantia’s mit neuen Gaben bereichert, sehr schwer erklären.

Von dem furchtbaren Mongolensturme, der sich im Jahre 1241 über dem östlichen Europa mit vernichtender Wuth entladen, blieb ohne Zweifel das Kloster zu Tišnowic nicht verschont. Nachdem derselbe ausgetobt, gab König Wenzel einen neuen Beweis seiner Fürsorge für die Stiftung seiner edlen Mutter, indem er die im Graner Comitate Ungarns liegenden


  1. 1240, 27. Apr. Brunnae: Ad preces et instantiam illustris matronae dominae ac matris nostrae Constantiae, quondam reginae Boemiae, novellae ipsius plantationi, monasterio videlicet in Tusnowice, circuitum quendam in districtu Holaszcensi. Kyrnovv vulgariter nuncupatum, cum omnibus appendiciis suis, villis, agris etc. perpetuo ac hereditario jure contulimus hilariter ac libenter, et hoc fecimus praecipue pro remedio animae fratris nostri Premizl, clarae memoriae quondam illustris marchionis Moraviae, cujus corpus in praenominato monasterio requiescit etc. etc. – Orig. in arch. C. R. Aul. Vindob. Erb. Reg. 458.
  2. Boczek II, 380. Erb. 458.
  3. 1240, 7. Dec. In Tusnowicze. Domina et mater nostra optimae recordationis, Constantia, quondam regina Boemiae, iter universae carnis ingressa, cujus mortem non sine dolore ac suspiriis in corde nostro revolvere nos oportet, ut, quam filialis caritatis privilegio viventem dilexissemus, eandem etiam mortuam diligere videremur, monasterio Portae coeli sanctimonialibus Cisterciensis ordinis, ubi praefata domina et mater nostra elegit et voluit sepeliri, omne jus patronatus quarundam ecclesiarum, quod ad nos spectabat, ecclesiae videlicet b. Petri in Brunna et ecclesiarum in Budwice et in Bytes, quod etiam Heynrichs dicitur, contulimus perpetuo possidendum.Boczek. II, 381. Erben 469.
  4. In Wolny’s verdienstvollem Werke „kirchliche Topographie von Mähren“ kommt folgende auf Constantia’s Stiftung zu Tišnowic sich beziehende Angabe vor: In Betreff des Kirchenbaues durch die K. Constantia ist zu bemerken, dass sich bis zur Aufhebung des Stiftes die Sage erhielt, es sei dabei der Königin das Geld ausgegangen und sie habe einen Freisassen aus dem nahen Dorfe Nelepeč angegangen, dazu 1 Schock Groschen beizusteuern, worauf dieser nach Berathung mit seiner Frau am folgenden Tage zwei Körbe voll Geldes zugeführt und dafür nur ein Strickel Waldes (licha) vom Dorfe bis zum Loučkabache sich ausbat. Er und seine Frau wurden in der heil. Geistcapelle der Klosterkirche begraben und bis zur Aufhebung des Stiftes wurde alljährlich nach dem Anniversar der Stifterin für dieselben eine Todtenmesse gelesen. (Originalzeugniss der Äbtissin Concordia vom Jahre 1750.)