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Mittelpunkt, der 1/25 Bahnhalbmesser vom Sonnenzentrum entfernt ist, in gleichen Zeiten gleiche Bogen. Da nun genannter Halbmesser im Vergleich zur Ausdehnung des Himmelsgewölbes verschwindend klein ist, so folgt hieraus, daß die Sonne sich um die Erde zu bewegen, diese im Mittelpunkt des Weltalls zu ruhen scheint; obschon die Ursache der Erscheinung nicht in einer Bewegung der Sonne, sondern in der Erdbewegung ihre Erklärung findet; befindet sich beispielsweise die Erde im Sternbilde des Steinbocks,[1] so erblickt man die Sonne im gegenüberliegenden Bilde des Krebses, und so fort. Dabei wird die Bewegung der Sonne, wie gesagt, je nach ihrer Entfernung vom Mittelpunkte (der Bewegung) ungleichförmig erscheinen.[2] Der Unterschied kann einen größten Wert von 21/6 Grad erreichen. Von diesem Zentrum liegt die Sonne in der Richtung des hellen Sterns im Kopfe der Zwillinge etwa 10 Grad gegen Westen ein für alle mal entfernt.[3] Dann also scheint die Sonne in ihrer größten Erdferne, wenn die Erde jenem Orte gegenübersteht, indem das Bahnzentrum zwischen beiden liegt; dabei führt die Erde den Mond und alles, was innerhalb der Mondbahn sich befindet,[4] auf ihrer Bahn mit sich.

Eine zweite Bewegung der Erde ist die ihr vor allem zukommende Drehung um ihre Achse,[5] wodurch sie sich der Reihenfolge der Tierzeichen folgend nach Osten hin dreht und wodurch das ganze Weltall einen gewaltigen Umschwung zu vollführen scheint. Diese Drehung macht die Erde zugleich mit den sie bedeckenden Wassermassen sowie mit den näheren Luftschichten.[6]


sind zeigen uns zahlreiche Beispiele. Redet man ja von den Sphären des Eudoxus, der achten Sphäre, vom orbis terrarum u. s. w. Vgl. M. C. S. 57 ff.

  1. Ganz dasselbe Beispiel findet sich im angeführten Kapitel des Hauptwerkes: „Capricornum centro terrae permeante sol Cancrum videatur pertransire … et sic deinceps.“
  2. Vgl. unsere weitere Auseinandersetzung a. a. O. S. 61.
  3. In Wirklichkeit ist auch die Stellung dieser sogenannten Apsidenlinie einer Aenderung unterworfen.
  4. Darunter ist hier vor allem die Atmosphäre zu verstehen.
  5. Rev. l. 1. c. 11 wird diese Bewegung an erster Stelle erwähnt.
  6. Es wird dies ausdrücklich hervorgehoben, um große Schwierigkeiten der Alten zu umgehen. Vgl. M. C. 113.
Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Copernicus, Adolf Müller (Übersetzer): Nicolai Coppernici de hypothesibus motuum coelestium a se constitutis commentariolus. J. A. Wichert, Braunsberg 1899, Seite 366. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Commentariolus_1899_German_Translation_Adolf_M%C3%BCller.djvu/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)