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unter den sonst so innig Verbundenen. Mehrere derselben, die als Protestanten nach Rom gekommen, traten zur katholischen Kirche über, und behandelten die Angelegenheit nach Art der Proselyten sehr excentrisch; Cornelius, Katholik von Geburt, blieb allem Rigorismus fern und liess sich durch seine volle und aufrichtige Hingebung an die Bibel, die Götter und die Dichter Griechenlands so wenig verleiden, als Schiller, Göthe und Shakespeare, zusammt der alten deutschen und italienischen Dichtkunst. Wohl malte und zeichnete er manch schönes Bild biblischen Inhalts; aber er vollendete auch seinen „Faust“, begann und vollendete die „Nibelungen“, und fertigte mehre Blätter zu Shakespeares Romeo und Julie.

Sein Sinnen aber war auf die monumentale Kunst gerichtet; nur durch sie konnte – nach seiner Ueberzeugung – auf das Volk im Grossen und Ganzen erfreuend, erhebend und veredelnd gewirkt werden. Das war es ja, was Italien zum Lande der Kunst gemacht; und da diess vornehmlich durch die Frescomalerei gelungen, so war sein Verlangen auf deren Erlernung und Anwendung gerichtet.

Den Wünschen von Cornelius kam der preussische Consul in Rom, Bartholdy entgegen. Zwar hatte er es nur auf einfache Decoration eines Zimmers abgesehen; aber er fügte sich dem Vorschlag von Cornelius, der sich erbot, um geringe Mehrkosten, mit einigen Freunden ihm historische Bilder an die Wände malen zu wollen, wozu er die Geschichte des alttestamentlichen Joseph in Vorschlag brachte.

Overbeck malte die Verkaufung Josephs durch seine Brüder; W. Schadow den lügenhaften Bericht derselben von seinem Tode an den Vater, und den Bäcker und den Mundschenk des Königs Pharao mit Joseph im Gefängniss; Ph. Veit die Versuchung Josephs durch Potiphars Weib; Cornelius die Traumauslegung Josephs der sieben fetten und der sieben mageren Jahre, und die Wiedererkennung mit den Brüdern. Unversehrt (bis auf eines) schmücken die Bilder noch den ursprünglichen Raum, ein Gegenstand der Bewunderung Aller, die ihn betreten, das Denkmal einer kühnen und gelungenen Unternehmung kunstbegeisterter junger Männer, vornehmlich des Cornelius, dessen „Erkennungsscene“ als das Werk eines geübtesten Frescomalers gelten könnte.

Die nächste Folge dieser Arbeit war der Auftrag eines römischen Nobile, des Marchese Massimi an die jungen Deutschen, seine Villa mit Gemälden zu Dantes, Tassos und Ariostos Gedichten in Fresco auszumalen, welchem in der Weise entsprochen wurde, dass Cornelius Dantes „Göttliche Comödie“ Overbeck Tassos „Befreites Jerusalem“ und J. Schnorr Ariostos „Rasenden Roland“ übernahm.

Während Cornelius bereits mit den Cartons für die Deckenbilder im Dante-Saal der Villa Massimi beschäftigt war, (i. J. 1818) kam der Kronprinz Ludwig von Bayern nach Rom, zunächst wohl, um neue Erwerbungen für die bereits im Bau begriffene Glyptothek zu machen. Doch war seine Kunstliebe nicht darauf beschränkt und er trat rasch und leicht in Verkehr mit Künstlern, namentlich mit den deutschen. Sein Leibarzt, Dr. Ringseis, hatte ihn auf Cornelius aufmerksam gemacht, und kaum, dass er dessen Arbeiten in der Casa Bartoldi gesehen, war er entflammt für ihn und für den Gedanken, ihn für seine Kunstunternehmungen nach Deutschland zu ziehen.

Die Glyptothek war der Vollendung nahe; sie war den Werken antiker Sculptur gewidmet; als eine würdige Zugabe erkannte er Malereien aus der griechischen Götter- und Heroensage, bestimmte dafür zwei Sääle und einen Vorplatz und gewann Cornelius für die Ausführung dieses Planes. Der Vertrag mit dem Marchese Massimi wurde nach freundschaftlicher Uebereinkunft an Ph. Veit übertragen und Cornelius begann sogleich seine Compositionen für den Göttersaal der Glyptothek.

Der Kronprinz von Bayern war inzwischen nicht der erste, der den hohen Werth von Cornelius erkannt und auf dessen Besitz im Vaterland gerechnet hatte. Im Jahre 1816 war Niebuhr als k. preussischer Gesandter nach Rom gekommen und bei seinem besonderen Interesse für die deutschen Künstler sehr bald mit Cornelius bekannt geworden, dessen weit über seine Genossen hervorragende Bedeutung das Verlangen in ihm geweckt hatte, ihm eine entsprechende Wirksamkeit in Preussen zu verschaffen. Als daher im Ministerium die Wiederherstellung der Akademie in Düsseldorf beschlossen, und Niebuhr von dem Minister von Altenstein aufgefordert worden, eine Erklärung über die in Vorschlag gebrachte Berufung von Cornelius als Director dieser Anstalt abzugeben, stellte er demselben ein so glänzendes Zeugniss seiner Begabung als Künstler und als Lehrer der Kunst, sowie als höchst achtungswerthen Charakter aus, dass der Erfolg unzweifelhaft war. In seinem an den Minister Altenstein gerichteten Schreiben hatte er geradezu ausgesprochen: „Cornelius ist unter unseren Malern, was Göthe unter unseren Dichtern ist.“

So kam es, dass Cornelius, der sich bis dahin unter steten Bedrängnissen

Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)