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verglimmenden Fackel des Morgensternes folgend, und von Traumgebilden umgeben entweicht; während ihr gegenüber Aurora im Glanze der aufgehenden Sonne, Blumen aus ihrem Füllhorn auf die Erde streut, wo die lebens- und schaffensmüden Byzantiner in ewigen Schlaf versunken unter ihr liegen.

In der Capelle der Rucellai in S. Maria novella zu Florenz steht noch gegenwärtig an ursprünglicher Stelle über dem Altar ein grosses Temperabild der Madonna auf dem Thron, von Engeln umgeben, das Cimabue um 1285 gemalt hat. Die Anordnung im Ganzen, wie in den einzelnen Figuren und Theilen, die Charaktere und der Styl haben deutlich byzantinisches Gepräge; das bei näherer Betrachtung durch Schönheitssinn und Seelenausdruck, wie selbst durch Studien nach der Natur eine wesentliche Modification erhält.[1] Vasari sagt von diesem Bilde:

„Dieses Werk ist in grösserem Maassstabe, als bis zu jener Zeit irgend eine Figur ausgeführt worden war, und einige Engel, welche die Madonna umgeben, zeigen, wie er zwar noch in griechischer Manier arbeitete, sich in Umrissen und Methode jedoch etwas den Neueren näherte. Man hatte bis dahin nichts Besseres gesehen, und es erweckte daher dieses Gemälde solche Bewunderung, dass es mit vieler Pracht und mit Trompeten in feierlicher Procession vom Hause des Cimabue nach der Kirche getragen und er dafür höchlich belohnt und geehrt wurde.“

Das ist die Stelle, welche zu dem Hauptbilde der Lunette den Stoff geliefert.

Seine umfangreichste und bedeutendste Thätigkeit entwickelte übrigens Cimabue in der Kirche des H. Franz zu Assisi.[2] Seine letzte Arbeit ist die „Majestas,“ das grosse Mosaikbild von Christus, umgeben von Heiligen, im Dom von Pisa, von welchem er noch vor gänzlicher Vollendung desselben im Frühjahr 1302 durch den Tod abgerufen wurde.




  1. Man sehe den Kopf des Christuskindes in E. Försters Denkmalen italienischer Malerei I. Taf. 16.
  2. S. Geschichte der ital. Kunst von E. Förster, I. p. 192. Crowe und Cavalcaselle, History of painting in Italy. I. p. 176 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Text von Ernst Förster: Peter von Cornelius − Entwürfe zu Fresken in den Loggien der Pinakothek zu München . Verlag von Alphons Dürr, Leipzig 1875, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Cornelius_Loggien-Bilder_M%C3%BCnchen.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)