Seite:DE Herzl Judenstaat 35.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der Landkauf.

Das der Society of Jews völkerrechtlich zugesicherte Land ist natürlich auch privatrechtlich zu erwerben.

Die Vorkehrungen zur Ansiedlung, die der Einzelne trifft, fallen nicht in den Rahmen dieser Ausführungen. Aber die Company braucht grosse Landstrecken für ihre und unsere Bedürfnisse. Sie wird sich den nöthigen Boden durch centralisirten Kauf sichern. Hauptsächlich wird es sich um die Erwerbung der jetzigen Landeshoheit gehöriger Staatsdomänen handeln. Das Ziel ist, „drüben“ in’s Eigenthum des Landes zu kommen, ohne die Preise zur Schwindelhöhe hinaufzutreiben, gleichwie „hüben“ verkauft wird, ohne die Preise zu drücken. Eine wüste Preistreiberei ist dabei nicht zu besorgen, denn den Werth des Landes bringt erst die Company mit, weil sie die Besiedlung leitet und zwar im Einvernehmen mit der beaufsichtigenden Society of Jews. Die Letztere wird auch dafür sorgen, dass aus der Unternehmung kein Panama werde, sondern ein Suez.

Die Company wird ihren Beamten Bauplätze zu billigen Bedingungen ablassen, ihnen für den Bau ihrer schönen Heimstätten Amortisationscredite gewähren und von ihren Gehalten abziehen oder nach und nach als Zulagen anrechnen. Das wird neben den Ehren, die sie erwarten, eine Form der Belohnung ihrer Dienste sein.

Der ganze riesige Gewinn aus der Landspeculation soll der Company zufliessen, weil sie für die Gefahr eine unbestimmte Prämie bekommen muss wie jeder freie Unternehmer. Wo eine Gefahr beim Unternehmen vorliegt, soll der Unternehmergewinn weitherzig begünstigt werden. Aber er ist auch nur dort zu dulden. Die Correlation von Gefahr und Prämie enthält die finanzielle Sittlichkeit.


Bauten.

Die Company wird also Häuser und Güter eintauschen. Am Grund und Boden wird und muss die Company gewinnen. Das ist Jedem klar, der irgendwo und irgendwann die Wertherhöhungen des Bodens durch Culturanlagen beobachtet hat. Am besten sieht man das an den Enclaven in Stadt und Land. Unbebaute


Empfohlene Zitierweise:
Theodor Herzl: Der Judenstaat, Berlin und Wien 1896, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Herzl_Judenstaat_35.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)