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Auswanderer sich ihre Heimstätten schon früher gebaut haben, so dass sie aus dem verlassenen alten Hause in das fertige neue nur zu übersiedeln brauchen.

Unserer ganzen Intelligenz brauchen wir ihre Aufgabe nicht erst zuzuweisen. Jeder, der sich dem nationalen Gedanken anschliesst, wird wissen, wie er in seinem Kreise für die Verbreitung und Bethätigung zu wirken hat. Wir werden vornehmlich an die Mitwirkung unserer Seelsorger appelliren.


Unsere Seelsorger.

Jede Gruppe hat ihren Rabbiner, der mit seiner Gemeinde geht. Alle gruppiren sich zwanglos. Die Ortsgruppe bildet sich um den Rabbiner herum. So viele Rabbiner, so viele Ortsgruppen. Die Rabbiner werden uns auch zuerst verstehen, sich zuerst für die Sache begeistern und von der Kanzel herab die andern begeistern. Es brauchen keine besonderen Versammlungen mit Geschwätz einberufen zu werden. Im Gottesdienste wird das eingeschaltet. Und so soll es sein. Wir erkennen unsere historische Zusammengehörigkeit nur am Glauben unserer Väter, weil wir ja längst die Sprache verschiedener Nationen unverlöschbar in uns aufgenommen haben.

Die Rabbiner werden nun regelmässig die Mittheilungen der Society und Company erhalten und sie ihrer Gemeinde verkünden und erklären. Israel wird für uns, für sich beten.


Vertrauensmänner der Ortsgruppen.

Die Ortsgruppen werden kleine Vertrauensmänner-Commissionen unter dem Vorsitz des Rabbiners einsetzen. Hier wird alles Praktische nach den Ortsbedürfnissen berathen und festgesetzt werden.

Die Wohlthätigkeitsanstalten werden durch die Ortsgruppen frei verpflanzt. Die Stiftungen werden auch drüben in der ehemaligen Ortsgruppe verbleiben, die Gebäude sollten nach meiner Ansicht nicht verkauft, sondern den christlichen Hilfsbedürftigen der verlassenen Städte gewidmet werden. Bei der Landvertheilung drüben wird das den Ortsgruppen eingerechnet, indem sie unentgeltlich Bauplätze und jede Bauerleichterung erhalten.

Es wird bei der Verpflanzung der Wohlthätigkeitsanstalten wieder, wie an manchen anderen Punkten dieses Planes, Gelegenheit geboten, einen Versuch zum Wohle der ganzen Menschheit


Empfohlene Zitierweise:
Theodor Herzl: Der Judenstaat, Berlin und Wien 1896, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Herzl_Judenstaat_57.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)