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benützen die mit allerlei Arrestanten gefüllten Gefängnisse von Berga und Caserras zu leeren, da ihre Ernährung in ersterem Platze eben so schwierig wurde, als nach unserem Abmarsche ihre Bewachung in Letzterem unmöglich. – Ein Feind aller weitläufigen Procedur, ließ er daher eines Morgens sämmtliche Inculpaten, unter Bedeckung, auf dem Exercier-Platze bei Caserras in zwei Reihen aufstellen und hielt einen, in seiner Art gewiß einzigen Gerichtstag. Von seinem Generalstabe und dem Personal der Militair-Commission begleitet, schritt der General von Einem zum Andern. Verhör und Urtheil dauerten nie länger als fünf Minuten, meist viel weniger. Es waren im Ganzen 156 Gefangene, darunter einige Greise, die kaum gehen konnten, und mehrere liederliche Weiber, die ohne Ausweis in Caserras und Berga sich herumgetrieben hatten. Die Meisten waren Alcalden und Bauern, mit den Steuern rückständiger Ortschaften; die wurden mit einem derben Verweise entlassen. Einem neunzigjährigen, des Spionirens verdächtigen Greise sagte der General: „Mein Vater, Ihr seid zu alt und dem Grabe zu nahe, um ein so schlechtes Handwerk zu treiben; geht nach Hause und betet lieber.“

Empfohlene Zitierweise:
Felix Lichnowsky: Erinnerungen aus den Jahren 1837, 1838 und 1839. Zweiter Theil. Johann David Sauerländer, Frankfurt am Main 1841, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_LICHNOWSKY_E_2_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)