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Geräusche hervorbringen, und diese werden in manchen Fällen als musikalische Laute beschrieben. Dr. Dufossé, welcher diesem Gegenstande speciell seine Aufmerksamkeit gewidmet hat, sagt, dass die Laute von verschiedenen Fischen auf mehrerlei Weise willkürlich hervorgebracht werden: durch Reibung der Schlundknochen, — durch Schwingungen gewisser, an die Schwimmblase befestigter Muskeln, wobei diese als Resonanzboden dient, — und durch Schwingungen der eigentlichen Schwimmblasenmuskeln. Auf die letztgenannte Art erzeugt Trigla reine und lang ausgezogene Töne, welche beinahe über eine Octave reichen. Der für uns interessanteste Fall ist aber der von zwei Arten von Ophidium, bei denen allein das Männchen mit einem lauterzeugenden Apparat, welcher aus kleinen, beweglichen, mit der Schwimmblase in Verbindung stehenden und mit eignen Muskeln versehenen Knochen besteht, ausgerüstet ist.[1] Das Trommeln der Umbrinen in den europäischen Meeren soll aus einer Tiefe von zwanzig Faden hörbar sein. Die Fischer von Rochelle behaupten, dass „allein die Männchen während der Laichzeit das Geräusch machen und dass es möglich ist, dieselben durch Nachahmung dieses Geräuschs ohne Köder zu fangen“.[2] Nach dieser Angabe und besonders noch nach dem Falle bei Ophidium ist es beinahe sicher, dass hier, in der niedersten Classe der Wirbelthiere, wie bei so vielen Insecten lauterzeugende Organe wenigstens in manchen Fällen durch geschlechtliche Zuchtwahl als Mittel, die Geschlechter zusammenzubringen, entwickelt worden sind.

Amphibien.

Urodela. — Beginnen wir mit den geschwänzten Amphibien. Die Geschlechter der Wassersalamander oder Tritonen weichen oft sowohl in der Farbe als in der Structur bedeutend von einander ab. Bei einigen Species entwickeln sich während der Paarungszeit prehensile Krallen an den Vorderbeinen der Männchen; zu dieser Zeit sind bei dem männlichen Triton palmipes die Hinterfüsse mit einer Schwimmhaut


  1. Comptes rendus, Tom. XLVI, 1858, p. 353; Tom. XLVII, 1858, p. 916; Tom. LIV, 1862, p. 390. Das von den Umbrinas (Sciaena aquila) gemachte Geräusch soll nach mehreren Autoren mehr wie der Ton einer Flöte oder Orgel sein als wie Trommeln. Dr. Zouteveen gibt in der holländischen Uebersetzung dieses Werkes (Bd. II, p. 30) einige weitere Einzelnheiten über die von Fischen hervorgebrachten Laute.
  2. C. Kingsley, in: Nature, May, 1870, p. 40.
Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, II. Band. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1875, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinAbstammungMensch2.djvu/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)