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Generation von einer zur anderen Organisationsstufe bis zu den höchsten Dicotyledonen und Wirbelthieren erhebt, – welche Stufen nur wenige an Zahl und gewöhnlich durch Lücken in der organischen Reihenfolge von einander geschieden sind, die eine praktische Schwierigkeit bei Ermittelung der Verwandtschaften abgeben; – 2) eines andern Impulses, welcher mit den Lebenskräften zusammenhängt und im Laufe der Generationen die organischen Gebilde in Uebereinstimmung mit den äußeren Bedingungen, wie Nahrung, Wohnort und meteorische Kräfte sind, abzuändern strebt; dies sind die ,Anpassungen‘ der natürlichen Theologie“. Der Verfasser ist offenbar der Meinung, daß die Organisation sich durch plötzliche Sprünge vervollkommne, die Wirkungen der äußeren Lebensbedingungen aber stufenweise seien. Er folgert mit großem Nachdrucke aus allgemeinen Gründen, daß Arten keine unveränderlichen Producte seien. Ich vermag jedoch nicht zu ersehen, wie die angenommenen zwei „Impulse“ in einem wissenschaftlichen Sinne Rechenschaft geben können von den zahlreichen und schönen Zusammenpassungen, welche wir allerwärts in der ganzen Natur erblicken; ich vermag nicht zu erkennen, daß wir dadurch zur Einsicht gelangen, wie z. B. ein Specht seiner besondern Lebensweise angepaßt worden ist. Das Buch hat sich durch seinen glänzenden und hinreißenden Styl sofort eine sehr weite Verbreitung errungen, obwohl es in seinen früheren Auflagen wenig genaue Kenntnisse und einen großen Mangel an wissenschäftlicher Vorsicht verrieth. Nach meiner Meinung hat es hier zu Lande vortreffliche Dienste dadurch geleistet, daß es die Aufmerksamkeit auf den Gegenstand lenkte, Vorurtheile beseitigte, und so den Boden zur Aufnahme analoger Ansichten vorbereitete.

Im Jahre 1846 veröffentlichte der Veteran unter den Geologen, J. D’Omalius D’Halloy in einem vortrefflichen kurzen Aufsatze (im Bulletin de l’Académie Roy. de Bruxelles Tome XIII, p. 581) seine Meinung, daß es wahrscheinlicher sei, daß neue Arten durch Descendenz mit Abänderung der alten Charactere hervorgebracht, als einzeln geschaffen worden seien; er hatte diese Ansicht zuerst im Jahre 1831 aufgestellt.

In Professor R. Owen’s ,Nature of Limbs‘, 1849, p. 86 kommt folgende Stelle vor: „Die Idee des Grundtypus war in der Thierwelt unseres Planeten in verschiedenen Modificationen bereits offenbart worden lange vor dem Dasein der sie jetzt erläuternden Thierarten.

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl oder die Erhaltung der begünstigten Rassen im Kampfe um's Dasein. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung (E. Koch), Stuttgart 1876, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DarwinEntstehung1876.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)