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hätten ihn sonst doch erkannt. Und – ein Schiffskapitän dürfte sich auf so etwas kaum verstehen!“

„Das ist richtig, mein Alter. Und doch: weshalb verließ er Kopenhagen?! Weshalb gerade zu derselben Zeit, als die Olavsens Malmö passieren mußten?! Das bleibt verdächtig; das darf man nicht außer Betracht lassen. Am besten wäre der Doktor beriefe ihn telegraphisch für heute abend nach Trelleborg. Dort werden ja auch wir inzwischen dann eingetroffen sein. Ich möchte diesen Boomlund persönlich sprechen.“ –

Die Straßen in Saßnitz laufen bergan, bergab. Der Hafenort klebt ja an der hohen Rügenküste wie eine Ansammlung menschlicher Schwalbennester.

Die Herbstnacht war dunkel und stürmisch. Das Brandungsgeräusch hallte in den engen Gassen verstärkt wider.

Als wir nun eine steile Steintreppe hinabstiegen, blieb Harald plötzlich stehen und deutete auf den Hafen hinab. Aus zwei erleuchteten Fenstern des nächsten Hauses traf uns ein schwacher Lichtschein.

„Ein hübsches Bild,“ meinte Harald. „Diese dunklen Schiffssilhouetten mit den vielen Lichtpünktchen wirken recht romantisch –“ – Und ganz leise: „Es ist jemand hinter uns!“

Da erst dachte ich wieder an den Mann, der die beiden Depeschen unberechtigterweise abgeholt hatte. Merkwürdig, daß ich ihn über dem Inhalt des Kopenhagener Telegramms völlig vergessen hatte! Dabei war seine Person doch so wichtig – so sehr wichtig, denn – wahrscheinlich war’s ja derselbe, der Thoras Koffer sich angeeignet hatte und der nun beobachten wollte, was wir weiter tun würden. –

Harald schien zu lauschen.

Alles blieb still. Um uns her war es jetzt gleichfalls dunkel geworden. Das Licht in den beiden Fenstern war erloschen.

Wir standen im Finstern. Harald hatte sich halb umgedreht. „Die Sache läuft nicht gut ab,“ murmelte er. „Ich habe eine feine Witterung für –“

Er schwieg.

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/11&oldid=- (Version vom 30.6.2018)