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Ich mußte Antwort geben, zerrte an den linken Fußfesseln, an den rechten, zog das Bein schärfer an.

Da – auch mein Bett knarrte unter dem auf den Knopf des Bettpfostens ausgeübten Druck.

Ich versuchte es abermals; ich lernte es, das Knarren zu meistern: – lang, kurz, kurz – lang, kurz, kurz – lang, lang.

Denn das war ja das Anfangszeichen unserer besonderen Telegraphie! –

Ich gab nun genau auf Haralds Zeichen acht und stellte dann folgendes zusammen:

„Geniale Falle. Abwarten, bis hell.“

Meine Antwort lautete: „Verstanden. Befinden gut. Nur unbequeme Lage.“

Harst meldete sich nicht mehr. – Ich hatte nicht übertrieben: die Lage auf dem Bett war sogar mehr als unbequem! Um dem Kopfe eine Stütze zu geben, mußte ich ihn ganz weit nach hinten hängen lassen. – Und dann der Knebel im Munde! Das war vielleicht das Peinvollste! Alle Versuche, ihn mit der Zunge herauszustoßen, waren umsonst.

Mit der Zeit starben mir die Arme und Beine ab. Und es wollte und wollte nicht hell werden!

Um mich abzulenken, überlegte ich mir das Vorgefallene nochmals mit allen Einzelheiten. Ich war jetzt überzeugt, daß es nur ein einzelner Mann gewesen, der uns so nacheinander überwältigt hatte. Das Wimmern des Kindes hatte er nachgeahmt; er hatte auch geflucht; alles war darauf berechnet gewesen, daß wir auf dem Heimwege von der Post denselben Weg zum Hotel wählen und die Treppe wieder benutzen würden.

Aber – wer war dieser Mann?! Kapitän Boomlund konnte es nicht sein. Der weilte jetzt wieder in Kopenhagen. – Jedenfalls war es jemand, der mit dem Verschwinden Thora Olavsens etwas zu tun hatte, eben derselbe Mensch, der mit Hilfe des richtigen Gepäckscheins deren Koffer an sich gebracht und der auch irgendwie erfahren hatte, daß Harst hier Depeschen abholen würde.

Haralds Behauptung, daß ein Verehrer Thoras hier eine Rolle spiele, schien ja allerdings durch die Antwortdepesche

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/15&oldid=- (Version vom 30.6.2018)