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Leichenfund bei Binz. – Sie haben den Mörder ermittelt. Harst, – das sehe ich Ihnen an!“

„Ich hoffe es. Setzen wir uns. Urteilen Sie selbst, Lenk, ob mein Belastungsmaterial genügt. – Sie kennen den Rechtsanwalt Ruperti doch persönlich, nicht wahr –“

Ah – endlich ein Name – der Name! – Ruperti also! Niemals wäre ich auf Ruperti gekommen!

„Ja, ich kenne ihn, natürlich! So ein bekannter Strafverteidiger, nebenbei noch Liebhaberdetektiv wie Sie!“

„Ruperti ist seit sechs Jahren mit einer Norwegerin, die sehr reich war, aber weder äußere noch geistige Vorzüge besitzt, verheiratet. Der Ehe sind zwei Kinder entsprossen. Ruperti ist als Weiberheld ebenso berüchtigt wie als geistvoller Verteidiger berühmt. Nebenbei spielt er, treibt Sport, ist Jäger, schießt sehr gut, liebt es, in Verkleidungen Verbrecherkaschemmen zu besuchen –“

„Das stimmt alles,“ nickte Lenk. „Weiter nur!“

„Am 30. September ist er mit den Seinen nach Bad Harzburg gereist. Dorthin telegraphierte ich Thora Olavsens wegen. Die Antwort war „Lotte Ruperti“ unterzeichnet, obwohl ich mich doch nicht an seine Frau, sondern an ihn gewandt hatte. Dies fiel mir auf. – Dann zweitens: Thora Olavsen hat bei Rupertis ein halbes Jahr gewohnt. Konnten sich da nicht zwischen Ruperti und Thora Beziehungen angesponnen haben?! – Drittens: Thora ließ sich alle Briefe – erst nach ihrer Rückkehr aus Berlin – postlagernd senden. Sie wollte also verhüten, daß ihr Bruder erführe, mit wem sie Briefe wechselte. Einer dieser Briefe, von einem Deutschen, geriet zum Teil in die Hände ihres Verlobten. Der Liebhaber Thoras war also ein Deutscher – konnte also Ruperti sein! – Viertens: Wenn es Ruperti war, dann war auch eine Erklärung dafür gegeben, weshalb der Liebhaber Thora nicht heiratete, weshalb diese Heimlichkeiten mit dem Briefwechsel nötig waren: Ruperti war ja bereits verheiratet! – Und fünftens: Ruperti schießt vorzüglich! Und die Grauhaarige schoß ebenfalls glänzend – auf mich! Wie durch ein Wunder kam ich nur mit einem Streifschuß davon. – So, wenn wir nun bedenken, daß Ruperti bartlos ist, sich gut zu verkleiden versteht, dann –“

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/31&oldid=- (Version vom 30.6.2018)