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Schlage diesem friedlichen Speisesaale ein anderes Aussehen zu geben schien.

„Der bucklige, graubärtige Herr mit der grauen Künstlermähne am zweiten Tische schräg gegenüber hat eins bei seiner Verkleidung vergessen: daß jeder echte Bucklige sehr lange Arme und einen ganz bestimmten Gang hat. Als er sich vorhin die Zeitung vom Ständer holte, wurde ich auf ihn aufmerksam –“ – Sein Zeigefinger fuhr dabei wieder über die Karte hin, und ich stierte auf diesen Finger wie hypnotisiert.

„Ich habe mich draußen dem Hotelbesitzer zu erkennen gegeben. Er sagte mir, der Herr sei ein deutscher Maler namens Heinrich Raupach, der oben auf dem Buarbrä-Gletscher[WS 1] im vorigen Frühjahr eine Steinhütte gekauft und dort dann zuweilen gewohnt hätte. Im Herbst sei er dann ganz dorthin übergesiedelt, um eine Anzahl Gletschergemälde fertigzustellen. – Heinrich Raupach – H – R – Hans Ruperti! Was meinst Du: ob das stimmen kann?! Ich denke ja! – Dieser Raupach nimmt hier im Hotel regelmäßig seine Mahlzeiten ein. Im März war er vierzehn Tage verreist, vom 10. bis zum 24. Das stimmt also auch: am 15. wurde Olavsen entführt! – Wir werden jetzt unseren Wein austrinken, dabei kräftig gähnen und dann unsere Zimmer aufsuchen, das heißt – zum Schein! Raupach geht jeden Abend gegen neun Uhr heim. Bis zur Abzweigung des Fußpfades nach dem Buarbrä läßt er sich mit einem der üblichen zweirädrigen Wagen fahren. – Nun sprich Du irgend etwas und nimm dabei die Karte in die Hand –“ –

Um halb neun verließen wir das Hotel. Es war draußen sehr dunkel. Der Hotelwirt erwartete uns eine Strecke weiter mit zwei Rädern. Wir schwangen uns auf und fuhren nun dieselbe, hier noch ganz ebene Bergstraße entlang, auf der wir nachmittags von Dahlen mit dem Auto eingetroffen waren. Zur Linken hatten wir den Fluß, der hier das Tal durchströmt und sich dann in den Fjord ergießt.

Der Abend war sehr dunkel. Das Licht unserer Acetylenlaternen schwankte grell vor uns her. Nach zehn Minuten wurde die Straße steiler und steiniger. Wir mußten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Näheres über den Gletscher auf Wikipedia unter Buarbreen.
Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/52&oldid=- (Version vom 30.6.2018)