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vor der Lawine so weit geflüchtet, daß wir Sie beide nicht gewahr wurden! Sie sehen: Sie sind überführt!“

Da erst verlor auch dieser kaltblütige Verbrecher die Fassung; da erst erbleichte er.

„Wo befindet sich Doktor Olavsen?“ fragte Harst rasch. „Granjelm – sagen Sie die Wahrheit!“

Der Rechtsanwalt lächelte verzerrt. „Suchen Sie ihn doch! Ich weiß nichts von ihm!“

„Vielleicht in Bergen in Ihrer Wohnung, Granjelm,“ meinte Harald. „Glauben Sie denn wirklich, daß ich ihn nicht finde?! Mann, weshalb noch diese Ausflüchte! Sie sind ein Mörder, aber gewiß kein Feigling! Sprechen Sie!“

„Ja – in meiner Wohnung. Ruperti war eifersüchtig auf Olavsen. Deshalb ließen wir ihn verschwinden. – Er hat sein Ehrenwort gegeben, meine Wohnung nicht zu verlassen, bis – bis Ruperti im Auslande in Sicherheit wäre. Er gab sein Wort, damit Frau Lottes Gatte nicht auf dem Schafott stürbe, damit er nicht vorzeitig gezwungen würde, Ruperti und mich zu verraten. Wir wollten getrennt fliehen, weil – weil wir Sie als Verfolger fürchteten –“

Harald schüttelte den Kopf. „Granjelm, ich denke, etwas anders liegt die Sache doch! Auch jetzt lügen Sie wieder! Sie beide haben Olavsen aus einem ganz anderen Grunde entführt. Ruperti hat den Versuch gemacht, seine Frau wieder zu umgarnen, hat gehofft, sie verleiten zu können, entweder mit ihm zu fliehen oder ihm doch wenigstens noch irgendwie Geld zu verschaffen. Er wollte sie wieder in seine Gewalt bekommen, weil er dann von dem reichen Reeder Geld hätte erpressen können, weil Frau Lotte eben eine reiche Erbin war. Bei diesen Plänen war ihm Olavsen im Wege, der sich um Frau Lotte bewarb. So wurde der Doktor von Ihnen beiden denn im Dorfe Söndar überwältigt und mit dem Albatros nach Bergen geschafft. Wären diese Pläne nicht geglückt, eben eine Aussöhnung zwischen den Ehegatten, dann konnten Sie beide immer noch von Olavsen für seine Freilassung ebenfalls Geld erpressen. – Fliehen wollten Sie! Das glaube ich. Aber vor der Flucht sollte noch ein neues Geschäft erledigt werden! Frau Ruperti wird bezeugen, daß sie zwei Briefe

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Max Schraut: Das Geheimnis der Kabine 24. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1922, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_der_Kabine_24.pdf/63&oldid=- (Version vom 30.6.2018)