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Untersuchungen, die ich über den Begriff der Sitte anzustellen hatte, führten mich auf den der Unsitte, und ich wählte, um den letzteren an einigen Beispielen aus unserer heutigen Zeit zu erläutern, neben dem Duell und den Leichenschmäusen auch das Trinkgeld. Letzteres war mir bis dahin nur von der juristischen Seite entgegengetreten. Ich hatte mich desselben in meinen conversatorischen Uebungen mit meinen Zuhörern bedient, um letzteren Gelegenheit zu geben, an einem von der Theorie seiner praktischen Einflusslosigkeit wegen nicht bestimmten Begriff sich in der Unterscheidung eines Begriffs von verwandten (hier des Geschenks, Almosens, Lohns) und der selbständigen eigenen Begriffsformulirung zu üben; kurz, es war bloss der juristisch-didaktische Werth, der bis dahin das Trinkgeld in meinen Gesichtskreis gerückt hatte.

Der Gesichtspunkt, unter dem ich es aus Anlass jener Untersuchungen zu betrachten hatte, führte mir eine neue Seite desselben entgegen: die sociale. Ich hatte mir über dieselbe zwar mein

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Rudolf von Jhering: Das Trinkgeld. Georg Westermann, Braunschweig 1882, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Trinkgeld.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)