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Vorwort vorgetragene Ansichten erfüllt. Auch Sie betrachten die menschliche Seele nicht als eine knetbare Masse, der man jede Gestalt geben kann; auch Ihnen scheint die Seele vielmehr eine Summe gegebener Kräfte zu sein, an denen durch Erziehung und Ermahnung nicht viel mehr zu ändern ist. Ebenso scheinen Sie auch das viel überschätzte „Milieu“ mit misstrauischen Blicken zu betrachten. Als ob die Umgebung eine Kraft, eine schöpferische Kraft wäre, die Charactere umzugestalten vermöchte!


c)

Ich kenne Ihre Schrift „Ueber den physiologischen Schwachsinn des Weibes“ schon von der ersten Auflage her. Ich stimme im Grunde mit Ihnen überein; nur meine ich, dass Sie in der „Unentwegtheit“ Ihrer Folgerungen auf zu straffe Wege gerathen. Dennoch fühle ich überall durch, dass Sie niemals Unrecht thun wollen, sondern immer nur die Wahrheit suchen. In dem Vorworte zur 3. Auflage haben Sie Ihren Standpunkt meist glücklich erläutert, obschon Sie auch in der 1. Auflage für vorurtheilsfreie Leser nicht unklar gewesen sind. Der Sache selbst haben Sie in Ihrem Sinne einen grossen Dienst erwiesen, dass Sie die „Kritiken und Zeitschriften“ abgedruckt haben.


d)

Anbei erlaube ich mir Ihnen den Brief einer „klugen und schönen“ Frau zu schicken als Reagens auf Ihre Schrift über den physiolog. Schwachsinn des Weibes. Mir hat der Brief viel Spass gemacht und ich hoffe dasselbe von Ihnen, meiner Ansicht nach ist es ein Beweis für die Richtigkeit Ihrer Ansichten, denen ich vollkommen beipflichte. Ich halte die modernen Bestrebungen in der Frauenfrage für ein Unglück für das weibliche Geschlecht und freue mich, dass in der letzten Zeit es auch die Presse wagt, auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Männlicherseits würde man entschieden vielmehr gegen diese meist unsinnigen Bestrebungen vorgehen, wenn nicht zu viele Männer, und auch solche an einflussreichsten Stellen – unter dem Pantoffel ständen.


e)

Ihre Schrift über die physiol. Schwachsinnigkeit des Weibes habe ich mit grossem Interesse gelesen und ich stimme, wenn das für Sie auch ohne weitere Bedeutung sein mag, im Wesentlichen mit Ihren Ausführungen überein. Auch der praktische Arzt hat Gelegenheit genug, wenn er nur zu

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/116&oldid=- (Version vom 31.7.2018)