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denken, den socialen Trieben zuwider handeln. Erst eine hohe geistige Entwickelung giebt die Einsicht, dass durch Förderung des allgemeinen Wohles auch das eigene Wohl gefördert wird. Die meisten Weiber bleiben in dem Mittelzustande: Ihre Moral ist durchaus Gefühlsmoral oder unbewusstes Rechtthun, die Begriffsmoral ist ihnen unzugänglich, und die Reflexion macht sie nur schlechter. Zu dieser Einseitigkeit kommt die durch ihre natürliche Stellung bedingte Enge des Gesichtskreises. Sie leben in den Kindern und dem Manne, was jenseits der Familie ist, interessirt sie nicht. Gerechtigkeit ohne Ansehen der Person ist ihnen ein leerer Begriff. Es ist durchaus unrichtig, die Weiber unmoralisch zu nennen, aber sie sind moralisch einseitig oder defect. Soweit ihre Liebe reicht, sofern angeschautes Leiden ihr Mitleid erweckt, sind sie oft jeder Aufopferung fähig und beschämen nicht selten den kälteren Mann. Aber sie sind von Herzen ungerecht, sie lachen innerlich über das Gesetz und verletzen es, sobald die Furcht oder die Dressur das zulassen. Dazu kommt die Heftigkeit der Affecte, die Unfähigkeit zur Selbstbeherrschung. Eifersucht und verletzte oder unbefriedigte Eitelkeit erregen Stürme, denen kein moralisches Bedenken Stand hält. Wäre das Weib nicht körperlich und geistig schwach, wäre es nicht in der Regel durch die Umstände unschädlich gemacht, so wäre es höchst gefährlich. In den Zeiten politischer Unsicherheit hat man mit Schrecken die Ungerechtigkeit und Grausamkeit der Weiber kennen gelernt, ebenso an den Weibern, die unglücklicherweise zur Herrschaft gekommen sind. Im gewöhnlichen Leben zeigen sich jene beiden Eigenschaften in der Regel nur bei der Thätigkeit der Zunge und beim Schreiben: Beschimpfungen, Verleumdungen, anonyme Briefe. Die Zunge ist das Schwert der Weiber, denn ihre körperliche Schwäche hindert sie, mit der Faust zu fechten, ihre geistige Schwäche lässt sie auf Beweise verzichten, also bleibt nur die Fülle der Wörter. Zanksucht und Schwatzhaftigkeit sind jederzeit mit Recht zu den weiblichen Charakterzügen gezählt worden. Das Schwatzen gewährt dem Weibe unendliches Vergnügen, ist der eigentliche weibliche Sport. Vielleicht lässt sich das verstehen, wenn man an die

Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold , Halle a. S. 1903, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)