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Auf Streitigkeiten anderer Art – so z. B. auf die zwischen Fritz und Buss Im Jahre 1832 wegen gegenseitiger persönlichen Bemerkungen in ihren Vorlesungen[1] – einzugehen, würde wiederum zu weit führen. Es konnte natürlich nicht ausbleiben, dass sie fast alle mehr oder minder in die Oeffentlichkeit drangen und, begierig von feindlicher Seite, von den offenen und geheimen Gegnern der Anstalt aufgegriffen, zu Angriffen, Vorwürfen und Schmähungen eine Handhabe boten. Freilich kamen fast gleichzeitig die oben genannten politischen Bewegungen noch hinzu. So griff z. B. die in Heidelberg erscheinende „Mannheimer Zeitung“[2] die Professoren der Freiburger Hochschule aufs heftigste an, legte ihnen Gesetzwidrigkeit zu Last, beschuldigte sie, dass sie für Umsturz der Fürstenthrone sprächen usw.

Schließlich muss noch eine Angelegenheit Erwähnung finden, die mehr konfessioneller Natur ist; sie betrifft den uns schon bekannten Professor Schreiber.

Schreiber hatte schon 1829 bei der Kurie Anstoß erregt dadurch, dass er sich in seinem „Compendium der christlichen Moral“ (Band II, S. 273) öffentlich für Aufhebung des Zölibats erklärte. Das Ordinariat drängte deshalb in einer Beschwerdeschrift darauf, dass Schreiber von seinem Lehrfach (Moraltheologie) womöglich entfernt werde. Das Gerücht davon kam im Dezember 1832 auch dem Senat zu Ohren, und schon von da an fanden Verhandlungen statt (vgl. die Protokolle vom 11. Dezember 1832, 6. Mai 1833 u. a.). Die Entscheidung zog sich in die Länge. Noch am 16. August 1830 riet der Senat Schreiber, zu erklären, dass er die anstößig befundenen Paragraphen in seinem Lehrbuch beim mündlichen Vortrag „mit einem passenden Uebergang überschlagen“ wolle. Für die


  1. Bemerkenswert ist die Vielseitigkeit, die der junge Buss (damals noch Privatdozent) entfaltete. Für das Sommersemester 1834 z. B. hatte derselbe nicht weniger als 8 Kollegien mit zusammen 34 Stunden angekündigt. Auf Anregung des Senats versagte damals (und später nochmals) das Ministerium (14. Februar 1834) die Genehmigung seiner nicht zu seinen Nominalfächern gehörigen Vorlesungen.
  2. Ueber die Angriffe dieser Zeitung auch auf die Landstände u. a. vgl. Schneller „Das Jahr 1831 in seinen Staatsumwälzungen und Hauptereignissen“ Stuttg. 1833, S. 220.
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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_217.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)