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Wissenschaft ohne Zweifel die erste Kraft unter den einheimischen Forschern. Er sagt einmal mit besonderer Beziehung auf diese Beschäftigung: „So viel schwebt mir vor, dass ich in etwas sattelfest werden muss, wenn ich mit mir zufrieden werden will.“ In seinem „Oberdeutschen Flurnamenbuch“ (Stuttg., W. Kohlhammer, 1880. 4,50 M.) schuf er die umfassendste und zuverlässigste Vorarbeit für eine Art kulturgeschichtlicher Landeskunde. In den Namen der bebauten Fluren und menschlichen Wohnstätten hörte er das geheimnisvolle Flüstern der Ortsgeister, und in den gewohnten Lauten des überlieferten Dialekts erkannte er die Stimmen der Väter.

S. 85
J schwätz, wia miar der Schnabel gwachsa’n ischt

Und wia’n is hau’ von meiner Muatar ghairt
Und glaub, wear seiner Muatar Sprôch it aihrt,
Dear sei schau’ weagadeam koi’ reachter Chrischt.
As heancht a bitzle rouh iarmôl, s ischt wôhr,
Truiheazig aber ischt as dennischt doch,
Und was ma’ schwäbisch sait, beim reachta Loch
Muaß sWoat doch nous – jetz was isch für Gfôhr.

Mit dieser liebevollen Gesinnung trat er auch an die dichterische Gestaltung der in wissenschaftlicher Tätigkeit erhaltenen Anregungen heran. In der Tat bildet sein äußerer und innerer Entwicklungsgang, welcher bekanntlich seiner wissenschaftlichen Betätigung Richtung und Ziel setzte, gleichsam die Folie zu den Perlen, welche wir in Gestalt seiner mundartlichen Gedichte vor uns haben. Die „oberschwäbische Dorfgeschichte“ S. 1–66 (ergänzt durch den Herausgeber Gymnasialrektor Dr. Fr. Pressel in Heilbronn), in welcher der Dichter uns seine Jugendgeschichte als Grundlage seiner geistigen und gemütlichen Entfaltung erzählt, bildet sozusagen die Vorgeschichte seiner dichterischen Offenbarungen.

Wenn der Mann mit dem „adamitischen Blute, der allen Dingen ihren Namen geben musste“, genug gearbeitet hatte, so fuhren ihm „so kunterbunte Gedanken durch den Schädel, als ob eine Kolonie von Erdmännlein ihren Sitz darin aufgeschlagen hätte“, und dann juckte es ihn wieder zu reimen (S. 70. 75). Kann es eine treffendere Erklärung über die Herkunft seiner Muse und das eigenartige Bodengefährt seiner

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)