Seite:De Alemannia XXI 115.jpg

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und got, als er ist. Dennoch tet ir got ein hohe genad, das was, das sie got an der selben stund umb ving minniklich und zertlich, und unser her sprach ein trostlich wort zu ir: Ich will tun, was dir lip ist. Das verstund sie also, das er ir wolt benemen iren gepresten, dar umb sie so inniklichen weinend het gepeten. Nach diser genad kom sie wider zu ir selber, das es in der stilmess ward, da kam ir geist hin auf den altar zu unsern herren, und het da grosse wunne und freud mit got. Wer kund oder mocht das vol schreiben oder gedencken die uber flussigen wunne und freud und sussigkeit, die diser seliger mensch enpfing, und lang het nach der grossen genad, die ir got tet in der einen mess. Die grossen aus genomen genad, das ist der gotliche einfluss, den het si vil und dick gehabt. Die genad ist also, das sie got neiget zu der sel und sie durch flosset mit dem tau seiner gotlichen sussikeit, und durch tunget die sel mit dem saffte des heiligen geistes, also das er worcht in irr sel mit seiner gotlichen erleuhtung, und ir sel worcht wider in got mit mynne und miniklichem lobe, was grosses wunders got worcht in irr sel in diser genad, das kan niemant mit worten auss gelegen.[1] Die genad contemplativa hat sie auch gar dick und vil gehabt in sunderlichen hohen weisen, das si lag ausswendig ir selbs ungewaltig, und ir synne und ir verstantnuss was auf geczogen in ein schauung gotlicher ding, und sich wunderte in dem spigel der ewigen wunder gotes. In disser genad lag sie sunderlich ze einem mal mer denn drey wochen, also das sie ie ein weil wider kom unter weilen, und denn aber ward aufgeczogen. In der selben zeit wardt sie gefragt, ob sie icht da von könd gesagen. Da sprach sie under andern manigvaltigen wundern, das in diser genad gieng, sie irr wer in diser genad dick ze gleicher weiss, als der ein prosen einer semel nem, und sie senckte in ein vass vol honges, also wer ir sel gesencket in got, und wer ir sel als vol gotes, das nit mer dar ein mocht. Dise genad und vil ander genad sahe wir als dick an ir, und was ir antlucz in der gnad dick als durch leuchtet, und so genadenreich, das bruder Cmynt, der unser provincial was, der sprach, da er sie in der genad sach, sie wer recht ander moyses in irr mass, und weint innicklich; das sah wir alle. Ich glaub, das luczel leut sie an sehen in diser genad, sie wurden da von beruret an irem herczen. Unser herr erschain ir auch offt und vil in genaden. Sie het auch unczellich vil gnaden des tages, so sie unsern herren enpfieng, und was vil jar, das sie von grosser genad selten immer essens des tages epaiss unez nach vesper. Sie sach auch under weilen im Salve regina unser frauen mit irem herczen lieben kind unserm herren Jhesu Christo sweben ob der seligen samnung. Sie und sant Irmgart redten auch etwen in gnaden mit ein ander an stimm und an wort und an alle


  1. Hs. gelelegen (!)
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)