Seite:De Alemannia XXI 126.jpg

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mein freundin, und kein mackel ist in dir. In diser genad gehiess ir unser herr den gotlichen kuss. Nach disem geheiss gewan sie als unmessigen jamer, das sie der engel trostet, und zu ir sel sprach: Got gruss dich minikliche und himelische, und bewert ir das mit disen worten, das sie himelische were, wann ir gemut und ir begird in dem himel wer pei got, und sprach da: Nu lass dich nicht belangen, das mag nicht so schir geschehen, das dir geheissen[1] ist. Das ist war, das got zu dir sprach: Mein freundin, du pist allenthalben schon, und ist kein meil an dir. Dir wirt aber ein spigel gesant, in dem du dein sel erkennen wirst, und kumst zu so hoher erkantnuss und zu so volkumer mynne, das dir noch unkunt ist. Das tet der gut got, und gewert sie der geheisse, und gab ir als hoch erkantnuss, das sie mit nichte ze wort kund pringen. So sie uns aber etwas da von sagt, so was es als tieff, das wir es nicht gemercken kunden. Ainest an dem pfingstag und die zwen tag dar nach was sie als vol genaden, als sie dick was, das sie selbs sprach, das sie kaum die leut mocht gesehen oder gehoren, als vol was ir hercz groser andacht und steter begird und gotlicher mynn und bevindung gotes in ir sel in ir fur, als sie auf sprung, und daucht sie nach warer bevindung, das ir sel inwendig alle die geperd het, die unser swester ausswendig heten, so sie jubilirten, und an zal dick mocht sie sich nicht enthalten, das wir sein innen wurden. Wann so sie oft neur einen slaf het getan, so must sie der sel freud durch die nacht wachen. Oft trug sie ob dem pette, daz sie vorcht, das sie sich icht mocht enthalten, und nam ein liecht, und ging in unsern reventer, und besloss sich dar inne, das sie ir gross freud und begird freilich und volliklich mocht gehaben. Es geschah auch dick, das sie weder wurcken noch peten mocht, wann das sie must losen und mercken des lobes und wunders irr sel, das sie inwendig fur pracht, wan recht ist, als da zwei menschen red und antwurt an ein ander geben, also redet got an masen dick in irer sel, und ir sele wider mit got, was ir pey dreien jaren, wie ir sel gesundert wer inwendig von dem leib und von leiblichen sachen als vil es von natur muglich was, und so sie dick under den leuten sass und redte und antwurt, das ir hercz da von kein irrunge noch kein anhaftunge het irdischer ding. Ir tet auch unser herr dick unter den leuten grosse genad, und offnet ir verporgene dinck. Da an der mitwochen zc den selben pfingsten, als da vor geschriben stet, da sie in also vil genaden was, da het sie gern gewisset, was gepetes aller pest wer, das sie wirdig wurde, das der heilig geist zu ir kome. Da wurd ir geantwurt in irer sel, das hercz, das geruet ist von allen irdischen und zergencklichen dingen, da wil der heilig geist innen sein. Da gedacht sie, das der heilig geist gern kom, da ru wer, und er doch


  1. Hs. ge geheissen (!).
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_126.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)