Seite:De Alemannia XXI 133.jpg

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dingen da liss sie got wissen, was genaden er an die sünder legt, die nie kein gut geteten, und aller erst an dem jüngsten seüfczen behalten werden. Dise heilige frau ward auch von dem bösen geist gar vil gemüet, und sunderlich zu einem mal da was ein junger prediger in groser anvechtunge von dem possen veint. Also das er grosslich an dem leib nam, und disse bekorunge peichtet er seinem prior alletag, und das bracht im kein hilf. Und zu einem mal da gehalf im got, daz er zu diser heiligen frauen kom, und bat die mit grossem ernst, das sie unsern herrn fur in bete. Da kerte sie all iren fleiss dar zu, das sie disen pruder von gotes hilf erlöste und seinen arbeiten. Und das ward der böss geist innen, das sie mit irem gepet seiner schalckeit strick und lage legt, und kom fur sie so grausamlich, das sie an masse erschrack, er het einen munt, der was als weite, das er von der erden ging biss sie an den podem oder bünen, und wolt sie iczunt verslunden haben, wann das sie die gotes hilf alleczeit trostet, wenn er so unleidend korunge an sie leit, und dar uber beharret sie doch immer mer dar, biss sie got erhorte, und gewerte, das der jung bruder von seiner anvechtunge aller ding erlost ward. Es geschach auch ze einem mal, daz man prediget den swestern in dem obern chor, und mocht die heilig siech swester dar nit kumen, und het sie grossen jamer, das sie die predig nicht gehoren mochte, und der jamer erbarmet unsern herrn so sere, daz er zu ir selber kam und prediget ir das wort: Semen est verbum dei, und das legt er ir so sussicklich aus, das sie dar nach immer mer in groser genad was, wenn ir seine gotliche wort ze herczen komen. Sie het auch allezeit unmessige mynne ze unsers herrn leidung, wie sie im der gedancket mit alle den kreften, die ir got verlihen hete, und all ir sinne richtet sie dar nach, das sie an zal sein arbeit von anegenge ubertrachtet, und in der selben andacht so gab ir got so vil erkennen seiner pein, die er erliden hete, die auch gemeinlich die cristenheit nit begat, und wenig mensch nit weiss. Und sunderlich het sie grosse begirde, das innen wurde und enpfunde, wie gross die smerczen weren, die unser herr enpfinge, da man im die durnen krone in sein gotlich haubte senckte, und durch sein hirn sluge, und die herczlich mynn und begirde lag ir sterklich manig jar an irem gemut, und also kom ein engel zu irm bette und slug sie so bitterlichen, das sie von grossen smerczen jemerlich ungehebde hette mit gar gedultiger züchtiger stymme, und lieffen ir sunderlich freunt zu ir, und wonten, es wer ir gewönlich siechtage. Da sahen sie da wol, das sie in andacht was, und also ward sie ze dreien malen durch ir haubt geslagen, das nach idem slag und smerczen ir seliges haubt unter sich fur in die kelen, und daz sahen, die pey ir waren, mit iren leiplichen augen. Und da man sie also ze dem dritten mal geslug, da was ir all ir kraft benomen, das sie nymmer geleiden mocht. Da sprach sie: Herr hör auf,

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)