Seite:De Alemannia XXI 148.jpg

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menschen das götlich zarten, das er erpeutet seinen ausserwelten freünden mynnicklich. Da sie an dem tode lage, da verjach sie gar und genczlich, das ir dicke und vil, so sie in der nacht stetiglich irer andacht pflag, das die finster nacht zu einem hellen lichten tag ward, und da von alle, die ir andechtiges hertes leben betrachten, die süln sicher sein, das sie vor gotes augen ein hoher heilige sey, wann sie schied auch von diser werlt mit so ganczer reinigkeit herczen und leibs und gemütes, das sie immer ein gedechtnüss guter reinen junckfrauen sol pillich sein, die immer mer in daz selb closter kumen.

Es ward auch ein kint in das selb closter getan, da es in dem zwelften jar was. Das was von tugenden und götlicher genad gereichet über alles, das diser werlt genem mocht sein. Des ersten, da es in das kloster kom, da hete es so ein edeln anfang, das es nymer oder selten im kein zeit lies engan es lernet oder petet. Und so andere kint zu freüden oder zu kürczweil gingen, so was dis kint allzeit, das es studiret, und vestet, das es gelernet hete, und also het es die geschrift so ser in seinem synn gefangen, das es wol verstund, was man vor im sang oder las. Und da mit was im so gar wol, das es nicht ander freüde begert, dann zu kor geende. Da[1] hin was im so goche, das es schir dar köme, das es dicke zwu staffel über trat von mynnicklicher begird, und ze einem mal da kom es für den alter fur unsern herren stan, und erklaget sich mit im seines ellendes und seins gepresten, wann sein heimode was wol sehs meilen von dem closter. Dar zu was im die muter so fremde, das es drei jar was, das sie das kint nie gesach, und was im auch an andern dingen so untröstlich, das sie im nie poten gesandte, als sie müterlicher treü vergessen hete. Und des kom es gen got in ein gar jamerig weinen, da es sein ellende also herczenlich betrachtet, und zehant kome im ein antwurt, die was also: Jacta super dominum curam tuam et ipse te enutriet. Und dar nach ward dem kind alle sein leiplich sorg immer mer benomen, und so halt ander swester retten von üpiger sorge, so möchte es sein nicht geleiden, und sprach: Unser herr der bereittet uns wol, des er uns notdürfftig weisse. Und also nam das kint zu an gotes dinste von tage ze tage, und sünderlich so tete es seinem leibe so ach und we, da es neüer zwelff jar alt was, so nam es disciplin mit segelbaum und mit wachaltern rutten. Und so ein heiliger abent was, und sein novicen meisterin es hies zwey mal essen, so sas es an dem morgen über den tisch zu andern kinden, und tet den gleichen, als es esse, und ging also von dem tisch, das es keiner speisse nymmer versüchte piss des nachtes, so andere kint aber assen. Und sein pette warn herte pritter, sein haubt küssen was ein vier eckotets plüchel, und dar über preittet es ein leilachen,


  1. Hs. da da (!).
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)