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22. Nov. Morgens 10 Uhr, hielt der derzeitige Prorektor Beck die Festrede, betreffs derer beschlossen worden war (18. X.), dass ihr Gegenstand „einzig Carl Friedrich seyn solle.“ Bei dem Kurator von Türkheim als dem Vertreter des Großherzogs fand eine feierliche Huldigung statt; Abends 9 Uhr zogen die Akademiker in endlosem Fackelzug mit Musik vor dessen Wohnung. – Am folgenden Tag, (23. Nov.), wo die kirchliche und die städtische Feier war, nahm die Universität wiederum natürlich lebhaften Anteil.[1] – Ebenso wurde von den Universitätsangehörigen beigesteuert zu der zum Andenken an jenes Fest begründeten Karl-Friedrichsstiftung.

Es wurde oben bei Gelegenheit die Grundsteinlegung der neuen protestantischen Kirche am Ludwigstag 1829 erwähnt. Diese Kirche ist nichts anderes als die abgebrochene und in Freiburg fast in gleicher Weise wieder aufgebaute Klosterkirche zu Thennenbach. Bei dem Abbruch nun dieser Thennenbacher Klosterkirche wurden die dort beigesetzten Ueberreste hoher Angehöriger des badischen Fürstenhauses ausgegraben und im Münster zu Freiburg beigesetzt. Die feierliche nächtliche Abholung und Uebertragung von Thennenbach nach Freiburg fand am 10. Dez. 1829 statt, und die Universität wohnte in corpore diesem feierlichen Vorgang bei, ebenso dem feierlichen Totenamt im Münster am darauffolgenden Tag. Die betr. Toten waren 1) Egon oder Egino, erster Graf von Freiburg, † 1236, Gemahl der Agnes, Tochter des letzten Herzogs von Zähringen, Bertholds V. 2) Agnes, Markgräfin von Hachberg, geb. Gräfin von Hohenberg, † 9. April 1315. 3) Markgraf Otto von Hachberg, † 9. Juli 1386 in der Sempacher Schlacht.


Am 30. März 1830 starb Großherzog Ludwig im Alter von 67 Jahren und unvermählt. Die akademische Trauerfeier konnte der eingetretenen Osterferien wegen erst am 19. März – im Münster – stattfinden. Exprorektor Schneller feierte dabei den Verstorbenen mit Recht als den großen Woltäter und den zweiten Stifter der Universität.

Freiburg i. B.

HERMANN MAYER.     

  1. Beim Festgottesdienst wurde von der Kanzel die Antwort Karl Friedrichs auf die Danksagung seines Volkes wegen Aufhebung der Leibeigenschaft verlesen. – Das ausführliche Programm der Feier enthält die Freiburger Zeitung vom 21. Nov. 1828.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_192.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)