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freilich nur in seiner Eigenschaft als Abgeordneter – die Frage der Fortdauer der Universität Freiburg wenigstens als diskussionsfähig bezeichnet hatte, so wurde die Sache auch in der I. Kammer erörtert. Es geschah dies am 12. Juni. In beredten Worten traten für die Universität ein der edle Freiherr Heinrich v. Andlaw, der seine männliche Stimme zur Abwehr eines Angriffs auf die geheiligte Stiftung erhob,[1] als dankbarer Zögling der alma mater der Fürst von Fürstenberg, der wissenskundige Staatsrat Nebenius, welcher namentlich nachwies, dass der wissenschaftliche Wirkungskreis als katholischer Anstalt der Albert-Ludwigsuniversität nie entzogen werden könne. Der evangelische Prälat Hüffell erwähnte rühmend die Größen der theolog. Fakultät, insbesondere Hugs Verdienste gegen D. Fr. Strauß. Auf eine unmittelbare Anfrage v. Andlaws an den Ministertisch erklärte zur freudigen Ueberraschung aller Staatsrat v. Rüdt, „die Großh. Regirung denke von Ferne nicht daran, die Universität aufzuheben.“

Auch in der I. Kammer kam die Frage der Verlegung der polytechnischen bezw. der Forstschule von Karlsruhe nach Freiburg zur Sprache, aber nicht als Ersatz für die Universität, sondern als Zugabe zu derselben. Ueber die Gründe der Verlegung sprach sich Oberforstmeister v. Kenner in längerer Rede aus. Der forstwissenschaftliche Unterricht an der polytechnischen Schule in Karlsruhe führe nur deshalb nicht zu einem erwünschten Ergebnis, weil es an den nötigen Vorbedingungen,


  1. Wenn soviele – erörterte Andlaw u. a. – sagten, eine Universität genüge auf badischem Boden, so müsse man billig fragen, ob denn Berge und Flüsse, ob Pfähle und Schlagbäume die Grenzen der geistigen Welt zögen. – Auch der damalige Kurator der Universität, Geh. Rat v. Reck (zugleich Abgeordneter), drückte sich aus, dass nur derjenige zu dem Schluss, zwei Universitäten seien für das Land zuviel, komme, „der den Wert der Hochschulen mit der Elle ausmisst und die verfassungsmäßigen Rechte nach eigenen Heften zuschneidet.“ Er erinnerte mit Recht an die große Vergangenheit der Albertina, und wie sie Großherzog Karl Friedrich neu geordnet, Karl durch die Verfassung geheiligt, Ludwig ihre Einnahmen mit freigebiger Hand bereichert und Leopold durch weise und väterliche Fürsorge alle vier Fakultäten „zu einem harmonischen Ganzen ausgebildet.“ Endlich legte er auch darauf Gewicht, dass die zwei Drittel Katholiken des Landes ihren Bedarf an Priestern nur hier sich ausbilden lassen könnten.
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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)