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Seine Seegel fliegen stolz vom Lande,
     Meine Augen zittern dunkel nach,

55
Um die Mädchen an der Seine Strande

     Winselt er sein falsches Ach! – –

Und das Kindlein – in der Mutter Schoose
     Lag es da in süßer goldner Ruh,
In dem Reiz der jungen Morgenrose

60
     Lachte mir der holde Kleine zu,

Tödlichlieblich sprang aus allen Zügen
     Des geliebten Schelmen Konterfey;
Den beklommnen Mutterbusen wiegen
     Liebe und – Verrätherey.

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Weib, wo ist mein Vater? lallte

     Seiner Unschuld stumme Donnersprach,
Weib, wo ist dein Gatte? hallte
     Jeder Winkel meines Herzens nach –
Weh, umsonst wirst Waise du ihn suchen,

70
     Der vielleicht schon andre Kinder herzt,

Wirst der Stunde unsrer Wollust fluchen,
     Wenn dich einst der Name Bastard schwärzt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Anthologie auf das Jahr 1782. J. B. Metzler, Stuttgart 1782, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Anthologie_1782_045.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)