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Im Geflimmer sanfter Sterne zuke
     Dir des Kindes grasser Sterbeblik,

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Es begegne dir im blutgen Schmuke,

     Geißle dich vom Paradiß zurük.

Seht! da lag es – lag im warmen Blute,
     Das noch kurz im Mutterherzen sprang,
Hingemezelt mit Erinnysmuthe,

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     Wie ein Veilchen unter Sensenklang; – –

Schröklich pocht schon des Gerichtes Bote,
     Schröklicher mein Herz!
Freudig eilt’ ich in dem kalten Tode
     Auszulöschen meinen Flammenschmerz.

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Joseph! Gott im Himmel kann verzeihen,

     Dir verzeiht die Sünderin.
Meinen Groll will ich der Erde weihen,
     Schlage Flamme durch den Holzstoß hin –
Glüklich! Glüklich! Seine Briefe lodern,

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     Seine Eide frißt ein siegend Feu’r,

Seine Küße! – wie sie hochan flodern! –
     Was auf Erden war mir einst so theu’r?

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Anthologie auf das Jahr 1782. J. B. Metzler, Stuttgart 1782, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Anthologie_1782_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)