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Gefühl, als sei ich in einem stillen Hafen und als warte meiner irgendwo draußen ein stürmisches Meer. Aber das muß ein Rest überangestrengter Nerven sein, die Ermüdung, die von langem Lastentragen zurückbleibt, die Angst vor dem Leben. Eigentlich war mir ja gerade in den letzten Tagen zuweilen so, als hörte ich unzählige kleine Stimmen sagen: »die Welt wird mit jedem neuen Frühling von neuem schön.« Die Schwalben meinten das, und die weißen Lämmerwölkchen am blauen Himmel, die tausend kleinen Insekten und die Millionen Samenstäubchen. Auch der schwarze Kater, der im Hof in der Sonne liegt, schnurrt gegenwartsfroh und zukunftssicher! Und am weltenzufriedensten scheinen Madame Baltykoff und Anstruther, die auch hier zu Besuch bei Bridgewaters sind. Sie hätten es mir gar nicht zu sagen brauchen, ich sah es ihnen gleich an – Madame Baltykoff hat Amerika gründlich studiert und ist dabei zum Ergebnis gekommen, daß das Beste und Behaltenswerteste, das das Land produziert, dieser eine Amerikaner ist. Sie scheint ruhiger geworden; vielleicht fehlte ihr, wie so manchem hin und her geworfenen Schiffchen, nur der richtige Ankerplatz, und sie hat den nun gefunden. Anstruther erklärte mir, Madame Baltykoff sei ihm in jeder Beziehung überlegen (das gehört nun einmal zum Credo jedes netten

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)