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fragte ich mich »Wann? Wo?« Ein paarmal gelang es mir auch in dem Schwirren und Summen der allgemeinen Konversation den Ton Ihrer Stimme zu vernehmen, und der klang mir so wohlbekannt, als hätte ich ihn jahrelang gehört.

Nach Tisch sprachen wir lange zusammen, und mit jedem Augenblick erschienen Sie mir bekannter und vertrauter und es dünkte mich, als läse ich auch in Ihren Augen ein staunendes Wiedererkennen.

Ich hatte ja seit unserer Ankunft in Peking viel von Ihnen gehört, von Ihren merkwürdigen, abenteuerlichen Reisen in Teilen Chinas, die kaum je von Europäern betreten werden, von Ihren wunderbaren Sammlungen, von Ihren Freundschaften mit den Lamahs entlegener Klöster, die nie mit andern Fremden sprechen, Sie aber dank Ihren buddhistischen Studien beinahe als einen der Ihrigen ansahen. Ich war natürlich sehr gespannt gewesen, Sie kennen zu lernen, aber was ich empfand, als ich Sie nun wirklich sah, hatte nichts mit dem zu tun, was ich von den Umständen Ihres jetzigen Lebens gehört – die Wurzeln dieses Gefühls des Wiederfindens mußten weit zurückgreifen in die grauen Fernen längst vergessener Zeiten.

Auf dem Heimweg in dem blauen zweirädrigen Karren, der auf der holprigen Straße wie ein

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/215&oldid=- (Version vom 31.7.2018)