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goldig schimmernden Dächern der Kaiserpaläste ein noch geheimnisvolleres, noch rätselhafteres Dasein als all die anderen führten.

Erinnern Sie sich, wie oft wir dort oben auf der Mauer standen und hinüberschauten auf die verbotene Stadt mit ihren verfallenden Mauern? Stets hatte ich das Gefühl, als läge ein Alp auf der Stadt, wie der Schatten kommenden Unheils! Mit welcher Sehnsucht habe ich von dort oben weit hinaus geschaut, über die unendliche Ebene und dabei anderer Länder gedacht, wo uns nicht alles unverständlich ist, wo die Menschen sich grüßen, freuen und küssen, sprechen, lachen und trauern wie wir. Am Vorabend meiner Abreise haben wir noch einmal dort oben zusammen gestanden, und Sie wiederholten die Worte, die Sie in den letzten Wochen so oft gesagt hatten: »Ja, Sie müssen fort von hier – es ist besser so.«

Als wir dann nach Hause gingen über die Kanalbrücke und an dem kleinen Tempel vorbeikamen, in dessen Hof ein Kuriositätenhändler s einen kleinen Laden alter Vasen und seltsamen Gerümpels eröffnet hatte, da sagten Sie mir: »Ihr nächster Spaziergang wird Sie unter alte schattige Bäume führen, wie Sie es sich hier so oft gewünscht haben.«

Sie schienen so traurig, als Sie das sagten,

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/23&oldid=- (Version vom 31.7.2018)