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Aber nichts durfte ich ihm sein. Nicht einmal in seiner letzten Stunde konnte ich bei ihm sein. Allein mußte er sterben.

Hätte ich ihm doch nur ein einziges Mal noch sagen können: »Nicht wahr, Du hast es doch immer gewußt, wie sehr ich Dich geliebt?«

Ach, daß ich doch bei ihm unter der Erde ruhte! –


Ich sehe immer nur ein endloses Trümmerfeld – wie öde der Weg, der nirgends hinführt – das war mein Leben.


Wie Erinnerungen unzähliger Existenzen steigt es in mir auf. In ihnen allen war er, war ich. Wir wissen es nur nicht mehr. In ihnen allen haben wir uns gesucht, ich fühl es dunkel. Aber fanden wir uns je dauernd? Oder war es immer nur wie staunendes Erkennen und rasches Auseinandermüssen?

Müde bin ich, müde wie von unzähligen Existenzen. Möchte tief schlafen. Aber traumlos, von nichts mehr wissen.

Ach, daß zwischen dem Gehendürfen und Wiederkehrenmüssen doch eine lange Zeit tiefer Ruhe läge!

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/262&oldid=- (Version vom 31.7.2018)