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lieb gewesen. Während ich dann weiter las, fühlte ich, wie Zeiten, die entschwunden sind, noch einmal vor mir vorüberzogen; ich fühlte auch, wie sie, die von mir gegangen ist, wieder vor mir erstand und mit ihr die Erinnerung an die Wanderjahre, die wir beide zusammen verlebt haben.

Ich vermochte nicht die Briefe zu vernichten. Es wäre mir gewesen, als würde damit das Leben meiner Schwester noch einmal grausam zerstört.

Ich habe lange gezaudert. Doch schließlich entschloß ich mich, zur Erinnerung an jene Beiden diese Briefe, die ihn nicht erreichten, herauszugeben. Vielleicht bringen sie dem einen oder dem andern, der die Beiden im alten Peking einst gekannt hat, einen Gruß. Vielleicht erreichen sie auch andere, einsame Menschen, die noch auf der großen Lebensfahrt begriffen sind und gern einen Augenblick am Wege rasten, um auf die Stimmen derer, die vor ihnen gegangen sind, zu lauschen, wie sie leise aus der Vergangenheit klingen.

 New York 1902.

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/270&oldid=- (Version vom 31.7.2018)