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werden, wie es heute noch in allen auswärtigen Fragen geschieht. Nichts ist ansteckender als gewisse Ideen. Früher waren wir es, die alles aus Europa entnahmen, aber das ist längst anders geworden; heute sind wir schon beinah völlig unabhängig von der alten Welt und wir senden ihr Korn, Fleisch, Konserven und eine stetig zunehmende Zahl anderer Artikel – aber viel wichtiger als all das ist, daß die amerikanischen politischen Ideen Europa überfluten werden.«

»Halten Sie es wirklich für denkbar, daß amerikanische Anschauungen über Verfassungen sich in Europa verbreiten werden?« fragte Madame Baltykoff eifrig.

»Im letzten Ende ganz sicherlich ja«, antwortete Mr. Bridgewater.

»Da bin ich doch anderer Ansicht«, sagte mein Bruder, »denn das Wachsen der imperialistischen Tendenz in den Vereinigten Staaten, die Sie uns eben als wichtigste Tatsache dieses Jahrhundertsendes geschildert haben, ist ein speziell europäischer und monarchischer Zug. Je mehr Gewicht der äußern Expansion und einer starken auswärtigen Politik beigemessen wird, um so mehr werden die Volksvertreter, die sich notwendigerweise mehr mit inneren Fragen beschäftigen müssen, an Bedeutung verlieren. Eine große imperialistische Politik bedingt

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/66&oldid=- (Version vom 31.7.2018)