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Der Friede von Rastatt 1714.
Von
Ottocar Weber.


I.

Noch bevor Karl VI. aus Spanien herüber gekommen war, um Besitz von der Kaiserkrone und den Erblanden zu ergreifen, im Bewusstsein gesteigerter Macht und voll Eifers, dieselbe jetzt an die Erreichung des grossen Ziels zu setzen, welches die Allianz von 1702 sich vorgenommen hatte: schon im Sommer 1711 war es in Wien eine ausgemachte Sache, dass eher die Diplomaten, als die Feldherren sich rüsten müssten, dass es gelten werde, am grünen Tische die Eroberungen der Waffen zu vertheidigen. Von den Sonderverhandlungen zwischen Frankreich und England, angeknüpft durch das neue Toryministerium der Königin Anna, war Kunde nach Wien gekommen; ebenso, dass die Generalstaaten dem Andrängen des Nachbarstaats jenseits des Canals zum Frieden nicht würden widerstehen können. Die Oesterreichischen Minister waren zum grössten Theile kriegsmüde; sie hegten geradezu Befürchtungen vor dem Kriegseifer ihres neuen Souverains und thaten, was sie vermochten, – vor allem der Bedeutendste unter ihnen, Graf Wratislaw – um ihn zu überzeugen, dass man ohne die Seemächte den Krieg nicht allein werde fortführen können. Bald wurde als Ort des Friedenscongresses die Stadt Utrecht ausgewählt und es blieb wohl kaum etwas übrig, als die Einladung hierzu anzunehmen und kaiserliche Bevollmächtigte, mit entsprechenden Instructionen versehen, hinzusenden. Schweren Herzens musste der Kaiser da nachgeben und dem Gedanken auf den Erwerb der ganzen Spanischen Erbschaft

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_273.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)