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Die Besitzung des Oheims liegt fast eine Fahrstunde von der Eisenbahnstation entfernt in einer paradiesischen Gegend. Ringsum erheben sich bewaldete Hügel und Berge, von deren Dunkel sich sanft ansteigende lichte Wiesen abheben, auf denen leichtsinnige Fohlen weiden und sich austoben und die Kühe nachdenklich die rothen und gelben Blumen fressen und nur manchmal besorgt den Kopf nach ihrem Schweife umwenden, wie Hofdamen, die sich umsehen, ob ihre Schleppe gut auf den Boden fällt. Im Hintergrunde aber schauen gefurchte Felsschroffen ernst zum blauen Himmel auf. Vom Waldessaume herab winden sich durch die Wiesen schmale Rinnsale, deren leise murmelnde Wässer dem Bache zueilen, der zwischen dem Schlosse und dem Dorfe rauschend dahinfliesst. Wälder, Berge, rauschende Wässer, hinter jedem Hause ein Düngerhaufen und nur manchmal ein Gensdarm – kann man von einem Paradiese mehr verlangen? Aber was ist ein Paradies ohne Schlange, die Einen zur Sünde verführt? Ich habe noch kein hübsches Bauernmädchen hier gesehen,

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Daniel Spitzer: Das Herrenrecht. L. Rosner, Wien 1877, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Herrenrecht_Spitzer_Daniel.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)