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nach Einsamkeit, die solch große Versammlungen bei ihr hinterließen. Sie sah lange über ihre Freunde hin, und als sie die Verstörtheit der lieblichen Lydierin gewahr ward, umarmte sie sie vor allen. Beifall rief man. Und die artistischen Söhne Griechenlands verglichen die göttliche Jungfrau in der Umklammerung der schmiegsamen Orientalin mit jenen Säulen auf Paros, um die sich die rauschschweren Weinranken schlinge ....

Und Lucius dachte bei sich: Wehe! Du hier, Athene, wolltest du uns nicht in die Sphäre reinsten Geistes erhöhen und uns alle die Illusionen rauben und verbieten, die unsere Tränen und die unsere Träume sind? Und sorgst du nicht, Athene, fürchtest du nicht, daß jener Einfältige uns noch viel mehr an sich reißt, Er, der die Werte unserer Weisen zutiefst zum Volk herabtrug und der, in seinem Tode wie in seinem Leben, die süßesten Qualen der höchsten Liebe auferstehen läßt ....

Die Wühlereien geschahen fort und fort. Die Feinde der Athene wurden immer verwegener, da sie ja unbestraft blieben; und der Pöbel nahm daraus dieses für sich, daß er die haßte, die Tag für Tag beschimpft wurde.

Den folgenden Versammlungstag brachte der Römer die Orientalin zur Jungfrau und spöttelte dazu:

»Ich stellte sie dir als eine Dienerin des Adonis

Empfohlene Zitierweise:
Maurice Barrès, Übersetzung: Heinrich Lautensack: Der Mord an der Jungfrau. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1913, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Der_Mord_an_der_Jungfrau_Barres_Maurice.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)