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zusammen war, aber am unvergeßlichsten die, ach so seltenen, die ich allein mit Ihnen verleben durfte!

Warum haben Sie meine Bitte nicht erfüllt, den Herrn von Motteville einzuladen? Warum, vor allem, haben Sie sie nicht verstanden?! Die Lektüre von Bouffiers, von Prévost, von Marivaux wäre dann nicht nötig gewesen, um Clarisse zu verscheuchen!

All meine Bitterdienste haben nicht erreicht, was die Leidenschaft, was das beklagenswerte Schicksal der Romanheldinnen erreicht hat: Ihnen wenigstens die Liebe Ihres Anbeters verständlich zu machen. O, Aline, Manon und Marianne, auf eure Gräber würde ich, wenn ich sie finden könnte, Floras schönste Kinder streuen Euch verdanke ich, daß Delphines rosige Ohren sich nicht abwandten, als ich ihr von meiner Liebe sprach, daß sie nach langem, langem Flehen die einzige Gunst gewährte und meinen heißen Lippen den schneeigen Arm nicht entriß!

Zürnen Sie mir nicht, weil die Erinnerung mich fortreißt. Die schönen Pariserinnen werden Mühe haben, ihre schmerzhaften Spuren zu verwischen, aber ihre Süßigkeit und – die Hoffnung, die sie erwecken, werden sie nicht verscheuchen können. Sollte der heiße Atem von Paris das Eis um das Herz der reizenden Marquise nicht zu schmelzen vermögen?

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/067&oldid=- (Version vom 31.7.2018)