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nur zu oft sogar im Arm des Mannes, den sie lieben; während wir es an der Seite eines gefälligen Weibes finden können, das uns gleichgültig ist ..“ Und an andrer Stelle, wo er die Gesetze und Gebräuche schildert, die den Frauen auferlegt wurden, heißt es: „In allen Ländern hat sich die Grausamkeit der bürgerlichen Gesetzgebung mit der Grausamkeit der Natur gegen die Frauen verbunden. Wie Kinder und Blödsinnige werden sie behandelt. Es gibt, selbst bei kultivierten Völkern, keine Art von Quälerei, die sich der Mann nicht gegenüber der Frau erlauben dürfte. Wagt sie, sich zu empören, so wird ihre Handlungsweise durch allgemeine Mißachtung gestraft.“

Selbst der Patriarch von Ferney, der es nicht verträgt, daß die Öffentlichkeit sich auch nur vier Wochen lang nicht mit ihm beschäftigt, hat sich in die Diskussionen über das Thema „Frau“ eingemischt, wenigstens nimmt man an, daß ein kürzlich erschienenes geistvolles Pamphlet seiner Feder entstammt. Es fordert nichts weniger als die größtmögliche Erleichterung der Ehescheidung, die eine Sache des Staats im Interesse des Familienglücks und nicht eine Sache der Kirche sei.

„Daß der Mann sich durch Maitressen, die Frau durch Liebhaber schadlos zu halten suchen“, schreibt er, „ist jedenfalls keine Lösung des Problems.“

Der Verfasser einer anderen anonymen Broschüre verlangt gar als Heilmittel der totkranken

Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/091&oldid=- (Version vom 31.7.2018)