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grünen Schleiern zarter Birken saßen, schwärmte ich von der wunderschönen Frau, um derentwillen ein deutscher Träumer sterben mußte und ein französischer Kavalier nichts heißer begehrt, als zu leben!

Der Königin blaue Augen schwammen in Tränen; unter den duftigen Mullfichus, die die Damen des Hofes am Morgen um die Schultern legen, – natürlich nur, weil der Arzt verordnet, daß Luft und Licht den Körper berühren –, bebten rosige Busen.

„Schreiben Sie der Marquise Montjoie, daß ich mit ihr leide,“ sagte die Königin; „fügen Sie auch hinzu, daß es mir eine besondere Freude sein würde, sie zu empfangen.“ Und mit jener rührenden Einigkeit, die, wie Sie ahnen werden, die erste Tugend der Hofdamen ist, machten sie alle den Wunsch der Gebieterin zu dem ihren. Nur die Gräfin Polignac schwieg zerstreut. Der Prinz Montbéliard war kurz vorher im Boskett verschwunden.

Können, nein, dürfen Sie jetzt noch zögern? Versailles erwartet Sie im schönsten Frühlingsschmuck, und Paris mit einer Fülle amüsanter Attraktionen. Der Barbier von Sevilla füllt täglich das Theater und der glückliche Verfasser, Herr von Beaumarchais, – ein Emporkömmling dunkelster Herkunft, ein verkrachter Advokat, ein skrupelloser Geschäftsmann, – ist dermaßen in Mode, daß Prinzessinnen sich um ihn reißen. Die drollige Komödie: „Die Kurtisanen“, versorgt die Salons mit Bonmots, die die Gesellschaft um so

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)