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Lucien Gaillard an Delphine.


Sehr verehrte Frau Marquise, Ihr Auftrag ist ausgeführt. Ich faßte den Prinzen Montbéliard ab, als er von einem Spazierritt mit der Gräfin Polignac nach Hause kam. Seine heitere Miene verfinsterte sich schon bei meinem Anblick. Als ich Ihren Brief übergab, färbte sich sein blasses Gesicht dunkelrot. Er entließ mich sehr ungnädig. Oder sollte mir Paris den Star gestochen haben, so daß ich die gewohnte schlechte Behandlung hoher Herrn erst jetzt als solche erkenne?!

Euer Gnaden sind gütig genug, sich nach meinem Ergehen zu erkundigen. Ich müßte Mémoires schreiben wie Herr von Beaumarchais, um darüber gehörige Auskunft zu geben. Ich erlebte in ein paar Monaten mehr, als in den fünfundzwanzig Jahren, die ihnen vorangingen. In aller Kürze will ich Bericht erstatten. Nicht, weil ich an das Interesse glaube, das Sie für mich haben wollen. Es gehört, wie ich nachgerade weiß, zur vornehmen Erziehung, Interesse zu zeigen, um harmlose Seelen dadurch zu gewinnen. Aber ich möchte es Euer Gnaden ersparen, mich wiederzusehen, wenn die neue Ausgabe eines gewissen Gaillard Ihrer Zensur verfallen sollte.

Ich reiste zu Fuß; der Notgroschen, den der Herr Marquis mir mitgab und den die Frau Marquise so erheblich vermehrte, sollte durch keine

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/146&oldid=- (Version vom 31.7.2018)