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Münze verschachert. Englische Menschenhändler, so sagt er, kaufen Soldaten für den Krieg gegen die Amerikaner. So ist's recht: Während die Könige Europas den Philosophen Beifall klatschen, die von den Menschenrechten deklamieren; – die Kaiserin von Rußland bezahlt sie sogar dafür, daß sie ihr auf so amüsante Art die Langeweile vertreiben, – bauen die Fürsten aus Menschenleibern einen Damm gegen die Freiheit.

Es sieht fast aus, als sehnte ich mich nach der Bastille. Aber leider weiß ich: Sie sind sehr gut, oder nicht gut genug, um mich hineinzubringen. Ich denke es mir nämlich wundervoll, einmal nichts zu sehen, als Kerkerwände.


Herr von Beaumarchais an Delphine.
Paris, den 3. Februar 1776.


Verehrte Frau Marquise! Erst heute, bei Gelegenheit eines meiner kurzen Aufenthalte in Paris komme ich dazu, Ihnen für Ihren Empfang und – was mehr bedeutet – für die Art Ihres Empfangs meinen Dank auszusprechen. Sie sind die erste Frau unter den vielen geistreichen Frauen Frankreichs, die für meine umfassenden politischen Pläne Verständnis und Interesse gezeigt hat.

Selbst die Männer begegnen mir mit Mißtrauen. Weil man über meine Komödien lacht, hält man auch meinen Ernst für Witz; daß Staatsmänner Komödianten sind, wundert niemanden, aber daß

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/175&oldid=- (Version vom 31.7.2018)